

Nach Stunden der fortwährenden Füllhorndröhung laufen wir seelig bei Third Bridge ein, errichten unser Lager und ziehen gleich nochmal aus, um uns den Tag von einem fulminanten Sonnenuntergang krönen zu lassen. Das Leben ist ohnehin meist ziemlich schön, aber solche Tage sind unbeschreiblich.

Jens, unser dritter Mitreisender, war für mich vor Antritt der Reise der größte Anlaß zur Skepsis, denn er ist passionierter Jäger und dafür habe ich wenig Verständnis. Mein Großonkel war Jäger; der Flur voller Gamskrickln und Hirschgeweihen hat sich in meine Retina eingebrannt und das euphemistische Gesülze von der Wildhygiene schallt noch heute in meinem Ohr. In der Hoffnung, Jens könne sich dahingehend zügeln, hatte ich mir vorgenommen, das Gejägere thematisch auszuklammern, nur gelegentlich zu hinterfragen und nicht offensiv zu kritisieren. Verstehen kann ich es zwar immer noch nicht, was es einem (Mann) gibt, schöne, große, majestätische Tiere tot zu machen, aber er steht nun Mal voll und ganz hinter seiner Leidenschaft. Natürlich auch mit den Argumenten von Wildhygiene, Verbißschädenschutz und korrektivem Naturschutz; die muss man als Jäger aber wohl parat haben, um sich selbst, um den Scheiß, den der Mensch mit der Natur anstellt zu rechtfertigen.
Und die letzten Tage haben gezeigt: Jens ist ein klasse Typ, praktisch, ungedönslig, zuverlässig, straight, mit einem ganz eigenen Humor, der nur über Jagd spricht, wenn man das Thema von selbst darauf bringt. Wir lachen immer wieder Tränen ob seiner jagdtechnischen Ausdrücke und binden sie auch gleich in unseren Sprachgebrauch ein. Weibliche Tiere sind „Stücke“, das Abhäuten eines Rotwilds bezeichnet man als „aus der Decke schlagen“, das eines Schwarzwilds als „aus der Schwarte hauen“, vorbeischnürende Füchse macht man durch „Anmäuseln“ aufmerksam und lockt sie mittels „Luderschächten“ in Schussnähe. Meine Skepsis also war völlig unberechtigt und wir alle lernen noch etwas dazu!
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