Samstag, 8. Dezember 2007

3. Mai – Mabuasehube nach Ghanzi

Früh schon brechen wir heute unser Lager ab, denn unser Tagesziel ist das ca. 450 km entfernte Ghanzi; davon sind zwar 300 km geteert, aber auf uns warten ja zuerst mal die geliebten 140 km Sandpiste bis Hukuntsi. Kaum haben wir Mabuasehube verlassen, zahlt es sich aus, dass wir so zeitig dran sind: eine Kolonie Erdmännchen hält uns auf. Die wuseligen Kerlchen verschwinden in ihren Bauten, als wir uns nähern, aber ganz dreist parken wir direkt vor einem der Löcher. Minuten später treibt die Neugierde die Schleichkatzen wieder an die Oberfläche. Sie sind zum Greifen nahe und so putzig, dass ich sie anbeißen könnte.





Eine Pinkelpause beschert uns dann den Grund zur nächsten Verzögerung. Bei derartigen Verrichtungen kommt man, gerade als Frau, dem Boden recht nahe und dort läßt sich so viel entdecken, dass wir eine Extrastunde Studien der Kalahari-Botanik betreiben. Man gönnt sich ja sonst nichts!


Stunden später haben wir dann doch endlich die Sandpiste hinter uns gebracht und rollen weitestgehend erschütterungsfrei weiter nach Ghanzi, wo wir unsere Zelte im Thakadu Camp aufschlagen. Achtlos werfe ich ein Taschentuch in die hüfthohe Mülltonne unserer Campsite, woraufhin seltsame Geräusche aus deren Tiefen ertönen. Eine knopfäugige Rennmaus hat sich offenbar bei der Nahrungssuche verirrt und sitzt nun verängstigt zitternd neben meinem Taschentuch. Um das arme Tier nicht noch mehr zu stressen, schalte ich meine Taschenlampe aus und entlasse sie durch ein langsames Umlegen der Tonne in die Freiheit.

Nach dem Abendessen wartet das nächste Tiererlebnis auf uns. Ich sitze gerade auf den Stufen der campeigenen Barterrasse, als sich ziemlich unbekümmert ein Löffelhund nähert. Vor lauter Begeisterung muss ich ihn, völlig unsafarimäßig, anmäuseln. Flugs trabt er auf mich zu und schnüffelt an meinem ungewaschenen Knie. Ganz vorsichtig, mich schon deutlich wundernd über sein Verhalten und seine Figur, die einer prall gefüllten Wurst auf vier Schaschlikstäbchen ähnelt, halte ich ihm meine Hand zum Schnüffeln und Kennenlernen entgegen. Ein feuchtes, kühles, schwarzes Näschen drängt sich an meine Finger, die mutiger werden und das Schnäuzchen versuchsweise antupfen. Das Löffelhündchen darauf nicht ausrastet oder gar zuschnappt, sondern an mein Wadl stupst und meine Hand mit seiner Zunge liebkost. Annette kommt herbeigeeilt, fasst ihm beherzt ins Nackenfell, 12 Schweizer, die reichlich besoffen auf der Terrasse sitzen, werden auch aufmerksam und verscheuchen ihn dann, indem sie ganz erregt wuselnd auf uns zustürmen und lauthals kundtun, dass sich ein „Schakkall by dr blunda Frou“ befände. Diese Banausenhaftigkeit ist dem Löffelhund, völlig zurecht, einfach zu viel.

Natürlich weiß ich sehr wohl, dass man wilde Tiere nicht (ungestraft) betoucht, aber dieser Löffelhund war, ohne Schaum vor dem Maul, so unscheu und doch so fern von anderen befremdlichen Zutraulichkeiten, so selbstinitiativ, dass ich mich eben doch getraut hatte. Der Barkeeper aber beseitigt meinen Selbstzweifel ob meines Berührungsmuts: Das Tönnchen auf Schaschlikhölzern gehört zum Camp. Bestochen mit Käse (ausschließlich Cheddar, der Arme), hat er sich an Menschen gewöhnt und seine aparte Figur erworben. Dafür lässt er sich auch gerne mal begrabbeln. Allerdings war er bei weitem nicht so flauschig, wie er aussah, aber es war ein einmaliges Erlebnis.
Bild 2 © Louis/Bild 6 © GD

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