Mittwoch, 20. August 2008

29. Juli 2008 - South Luangwa NP, Tag 2

Ich bring ihn um! Schon wieder diese scheißkünstliche gute Laune, honigtriefend, unerträglich und viel zu laut. Es ist viertel vor sechs! Jürg stürmt aus dem Zelt und scheint tatsächlich nahe dran, sich am Tschagga-Fuzzi zu vergreifen. Seine verbalen Argumente helfen nichts, im Gegenteil, der Nachbarsflöter sieht ihn verständnislos an und beginnt zu singen und zu pfeifen. Für tätliche Argumente ist Jürg einfach zu gut erzogen; schade, muss ich fast sagen... Doch noch am Frühstückstisch raucht der Zorn in ihm, was man ihm deutlich ansieht. Seine Pupillen sind sichtbar vergrößert, verdunkeln seine Augen. Am sehenswertesten aber sind seine ansonsten recht glatten Augenbrauen, aus denen nun ein paar Härchen starr wie Antennen herausstehen. Fast könnte man meinen, am Ende dieser Härchen Funken zu sehen. Der Anblick erheitert mich derartig, dass ich meinen eigenen Zorn darüber fast vergesse.

Ein gute Seite hat's ja mit unserem unerträglichen Nachbarn: wir kommen wenigstens früh vom Platz. Gegen acht nähern wir uns wieder dem Gate, werden aber von einer Herde Giraffen, die in aller Ruhe die Straße überquert, „aufgehalten“. Immer diese Verzögerungen! So wird es halb neun, bis wir wieder im Park sind. Nochmals machen wir einen Versuch, abseits des Wassers Tiere zu sichten und wir haben Glück. In der Gegend um den Airstrip treffen wir auf eine friedlich grasende Zebraherde und kurz darauf passieren wir unzählige Büffel, die wiederkäuend unter Bäumen stehen und wohl gerade die Fahrspur überqueren wollten. Jetzt stehen sie da, die bulligen Tiere, und sehen uns verunsichert an. Wir setzen zurück, positionieren uns seitlich, um sie nicht zu verängstigen und warten ab. Einen kurzen Moment macht es den Anschein, als würden sie sich doch trauen, aber ein Lodgefahrzeug biegt um die Kurve und schon ist es wieder um den Mut der Rinder geschehen. Die Safarikutsche bleibt kurz stehen, genau in unserer Sicht, aber die Gäste scheinen Büffel auf ihrer Liste schon abgehakt zu haben, signalisieren dem Guide, an den langweiligen Rinder vorbeizufahren.

Eigentlich sollte es mir ja egal sein, welche Form von Interesse oder eben Desinteresse andere Leute zeigen, die nicht mal meine Reisegenossen sind. Aber irgendwie befremdet mich so ein Verhalten immer wieder. Fast bin ich geneigt zu sagen, solche Menschen haben es nicht verdient, „mein“ Afrika zu bereisen. Da hocken sie in ihren Lodges, lassen sich bedienen, sich herumkarren, wollen alles geboten kriegen, aber ich sehe keine Wertschätzung. Viele können ein Impala nicht vom Kudu unterscheiden, geschweige denn von der Lechwe, wollen es auch gar nicht. Was zählt sind Sensationen, größer, dicker, schwerer; Details werden nicht gesehen, weil man sich keine Zeit dazu nimmt, kein Interesse daran hat. Dabei ist es genau DAS für mich, was jeden Urlaub so einzigartig macht. Zum Beispiel zu sehen, mit welch stoischer Ruhe die Büffel Oxpecker ertragen, die unterschiedlichen Krümmungen ihrer Hörner, ihre Gesichtsausdrücke, wie sie miteinander umgehen, wer wem nicht grün ist, wie sie sichtbar über den besten Weg nachdenken, um unser Auto zu umrunden. Mir macht das Freude, es unterhält mich auf’s Trefflichste, so auch jetzt. Aber wir wollen den Rindern nicht länger den Weg versperren – was wir offensichtlich tun – und fahren weiter.

Doch nun liegt die Landschaft wieder wie ausgestorben vor uns. Ein paar Loops fahren wir noch, halten an landschaftlich besonders schönen Stellen an, aber jegliche Tiere sind wie vom Erdboden verschluckt. Mittlerweile ist es schon zehn Uhr und sehr heiß, so dass die Fauna sich wohl aus der Botanik ans Wasser zurückgezogen hat. Wir folgen ihrem Beispiel und fahren gemächlich in nördöstlicher Richtung flussaufwärts. Und da sind sie wieder: Elefanten, Pukus, Impalas, Hörnchen, Meerkatzen, Paviane, Sporengänse, Bienenfresser, Eisvögel, Löffler, Heilige und Hagedasch-Ibisse, Marabus, Openbills, Sattelstörche, Gelbschnabelstörche, Graureiher, Schmetterlingsfinken, Webervögel... Man weiß gar nicht, wohin man zuerst sehen soll. An einer besonders hohen Böschung trauen wir uns aus dem Auto, sehen mehrere Meter unter uns Hippos dümpeln und schleichen uns vorsichtig, im Schutze eines Baumes, an die Uferkante. Man muss genau darauf achten, wohin man seine Füße setzt, denn die Uferböschung ist teilweise stark unterhöhlt und es wäre mehr als ungesund, inmitten der Hippos zu landen. Die Kolosse haben schon bemerkt, dass sich über ihnen was tut, äugen argwöhnisch nach oben, können uns nicht entdecken, tauchen aber eines nach dem anderen vorsichtshalber ab. Schade, Jungs, es war so schön, euch von hier oben, aus sicherer Entfernung, zu beobachten. Ein wenig noch inspizieren wir das Ufer, das von seltsamen Pflanzen mit rüsselartigen Blütenständen überwuchert ist, beobachten ein paar Weißstirn-Bienenfresser bei der Insektenjagd und Hippos, die sich flussabwärts zum Sonnenbad an den Strand hieven.




Auf dem Rückweg zum Gate statten wir unserem Tamarindenbaum einen erneuten Besuch ab und schon wieder ist der Platz belegt. Diesmal nicht von mißgelaunten Touristen, sondern von einer Pavianhorde, die sich an den sauren Früchten der Tamarinde gütlich tut. Wir trauen unseren Augen kaum, als hinter einem Busch eine Pavianmutter auftaucht, die ihr Junges auf dem Rücken trägt. Es ist nicht irgendein Junges, sondern ein schneeweißes. Das Kleine blickt uns unverwandt an und anhand der rehbraunen Augen sehen wir, dass es kein Albino ist. Ganz entspannt klettert das Junge vom Rücken der Mutter und turnt ausgelassen, wie ein tanzendes Schneeflöckchen, durch das Gebüsch. Neugierig beäugt es ein Artgenossen-Pärchen, das gerade eine schnelle Nummer schiebt und kehrt dann auf den Rücken der Mama zurück. Auch für uns wird es langsam Zeit zur Rückkehr ins Camp.

Gegen 13 Uhr überqueren wir die Luangwabrücke, bewundern noch zwei Krokodile, die im Ufersand des Flusses liegen, treffen bei unserer Pfütze wieder auf eine Elefantenherde und müssen natürlich stehen bleiben. Man kommt hier einfach nicht vorwärts! Mittlerweile ist der Himmel wolkenverhangen, es trübt sich ein, aber da wir den Nachmittag sowieso im Camp verbringen wollten, ist es uns nur recht, wenn die Sonne nicht gar so erbarmungslos brennt. Um 16 Uhr sollen wir bereits wieder abgeholt werden – wir haben einen Night Drive gebucht – und ich möchte die Stunden im Camp eigentlich nutzen, mal ein bisschen meine Fotos auszumisten und ohne permanente Eindrücke einfach nur abzuhängen. Aber das wird nichts. Um unseren Tisch springt zutraulich ein Baumhörnchen herum, knuspert hier und knabbert da an heruntergefallenen Krumen. Eine unsichtbare Macht zwingt mich auf den Boden, auf den Bauch, ich robbe übers Gras, rede dem Hörnchen gut zu. Als es sich an meine Anwesenheit auf Augenhöhe und das Klicken der Kamera gewöhnt hat, scharwenzelt es ohne Scheu vor meiner Linse herum und ich gerate in Entzücken ob der niedlichen Öhrchen, der Knopfaugen, der drahtigen Barthärchen, dem Schnubbelschnäuzchen und, mit Verlaub, der riesigen Klöten, die das possierliche Hörnchen mit sich herumträgt. Die pelzigen Hoden schleifen über den Boden, sind ein Viertel so groß wie der Nager; bequem sieht das nicht aus, aber wenn ich an die Vermehrungsrate denke, leuchtet mir schon ein, dass der Vorratsbehälter etwas größer ausfallen muss...


Das Hörnchen hat das letzte Krümel vertilgt und klettert wieder auf seinen Wohn-Baum hinauf. Jetzt, endlich Zeit zum Fotos ausdünnen! Nein, denn in dem Hippofußabdruck von vorgestern Nacht hat sich Wasser gesammelt und eine wunderschöne Libelle mit hellblauem Leib und schwarzgefleckten Flügeln umschwirrt den Miniteich. Also wende ich mich meinem nächsten Fotoopfer zu. Geduldig beuge ich meinen Rücken, verharre in bandscheiben-killender Position, aber die Libelle läßt sich nicht genügend lange auf dem richtigen Grashalm nieder. Hinter meinem Rücken entsteht plötzlich Tumult und als ich mich umdrehe, sehe ich eine Elefantenherde flussabwärts das Wasser durchqueren. Bis zur Mitte des Bauches steht den erwachsenen Dickhäutern manchmal das Wasser, die ganz kleinen können nicht mehr stehen, halten sich mit ihren Rüsseln an den quastigen Schwänzen der größeren fest und gemeinsam erreicht die Herde das steile Ufer. Der Weg nach oben ist beschwerlich, aber die Eles meistern diese Hürde bravourös, wenn auch mit wenig Eleganz. Na gut, wer weiß, wie ich mich machen würde... Auf jeden Fall wäre ich nicht zweifarbig: die Großen sind vom Wasserkontakt bis zur Bauchmitte dunkel, oben hell-lehmig, die Mittleren ganz dunkel mit einem hellen Krönchen auf dem Kopf, die Kleinen völlig dunkel.

Gerade noch blicke ich entzückt den Elefanten nach, als sie im Uferwald verschwinden, da ist auch schon unser Night-Driver zur Stelle. Mann, ein Streß ist das hier! Wir klettern in die Safarischüssel, unser Fahrer stellt sich vor: er sei Billy, der Lampenmann heiße Isaac. Dann führe noch ein Praktikant unaussprechlichen Namens mit, denn sollen wir der Einfachheit halber einfach Su nennen und der vierte Knabe, der nur bis Mfuwe mitkommt, der heiße Moses. So also fahren wir los, mit unserer halb-alttestamentarischen Mannschaft im Auto und sind schon sehr gespannt. Moses verläßt uns an der Abweigung nach Mfuwe-Town, wir biegen links ab, die Rangerin am Gate begrüßt uns freudig, schließlich sind wir schon fast alte Bekannte für sie. Wir passieren das erste Wasserloch, das mit grellgrünen Wasserpflanzen bedeckt ist. „Da, seht ihr das Krokodil“, fragt Billy. Tatsächlich, am Tümpelrand liegt ein schlamm-rötliches Croc auf dem rötlich-schlammigem Ufer und hat ein Tarnmützchen mit Wasserpflanzen auf. Wir sind geübte Safariisten, Jochen hat die Adleraugen schlechthin, aber ob wir das gesehen hätten? Manchmal ist es schon nicht schlecht, mit Tag-für-Tag-Profis unterwegs zu sein! Bei der Gelegenheit will Billy von uns wissen, an was wir denn interessiert wären.

Unsere Antwort kommt, sinngemäß, wie aus einem Munde: erklär uns, erzähl uns, wir interessieren uns für alles, auch für die kleinen Wunder der Natur, gerade für die! Billy schaut ein bisschen ungläubig, aber er verspricht, sich auf unsere Bedürfnisse einzurichten. Wenig später kommen wir am nächsten Tümpel vorbei. Eine kleinere Büffelherde ist hier zugange, die tiefstehende Sonne malt wellenartige Reflexe auf die nasse Rinderhaut. Das Wasser ist braun, die Büffel und das Ufer auch, ein paar weiße Reiher, grüne Wasserpflanzen und eben jene Reflexe setzen wunderschöne Akzente. Wir könnten hier bis zur Dunkelheit ausharren, aber Billy möchte uns noch mehr zeigen. Er drückt auf’s Gas, um rechtzeitig zum Sonnenuntergang DEN Spot der Sundownerspots zu erreichen. Ein paar Kurven später, die Sonne lugt schon extrem flach durch den wolkentrüben Himmel, kommen wir an einem kleinen Wäldchen vorbei. Hinter den Bäumen bricht das fahle Sonnenlicht durch deren Wipfel, die sich scherenschnittartig abzeichnen, unten ist Grasland, in der Mitte steht der Staub und – eine riesige Büffelherde. Die massigen Leiber heben sich deutlich und doch diffus, hamiltonartig vom Hintergrund ab, der Staub zeichnet das rötliche Licht weich. Ein wunderschöner Anblick!

Billy hat den Sonnenuntergang, den er uns präsentieren möchte, im Hinterkopf, teilt uns mit, es gäbe eine Löwensichtung und wir sollten dann mal. Bevor wir zu den Löwen kommen, stehen halt leider schon wieder Zebras im Weg. Etwas unruhig gibt Billy unseren Haltewünschen nach und, als wir seine Meinung erfragen, welche Unterart von Steppenzebras denn das nun genau sei, legt sich seine professionelle Beflissenheit ein wenig. In dem Moment beginnt Billy uns zu glauben: wir sind ein bisschen anders als die Gäste, die er üblicherweise durch den Park karrt. Er meint, es seien „Chapmanis“, wir hingegen gehen in die „Boehmi“-Richtung. Egal, wir müssen ja weiter zu den Löwen – was sich als sehr befremdliches Ereignis präsentiert. Da ist eine weite Graslichtung, auf der, unter einem Baum, ein paar Löwinnen nebst Cubs katzen-räkelig herumlungern. Natürlich sind hier schon mehrere Fahrzeuge zugegen, scharen sich kreisförmig um die faulen Katzentiere. Billy rast auf die Lichtung, kurvt in atemberaubendem Tempo um den Baum, die Löwen, die Autos, hält einmal ganz kurz und schon sind wir wieder weg. Was war das jetzt? Mhm, erklärt er uns, es sei halt Regel, dass nicht mehr als drei Fahrzeuge gleichzeitig bei einer derartigen Sichtung stehen dürften, ansonsten würden der Fahrer des vierten, des fünften, des sechsten, alle weiteren Guides ihre Konzession verlieren. Klingt vernünftig, ist aber offenbar nicht praktikabel. Da standen ungefähr 8 Fahrzeuge dicht an dicht; also mindestens fünf mehr als die Parkregel erlaubt. Wer gewinnt, wer verliert, wenn die Kontrolle wirklich erfolgen sollte? Der Guide, der die besseren Beziehungen hat, Fahrer der teureren Lodge ist? Naja, sehr fragwürdig ist das alles in allem. Wir billigen Camping-Heinis wurden auf Biegen und Brechen daran vorbeigeschleust, hatten nichts jedoch davon, außer dass wir uns ärgern und erneut an der Safari-Maschinerie zweifeln.

Billy eilt bleifußtechnisch weiter zum Sundowner-Spot, packt hektisch unsere Getränke aus dem Cooler und entspannt sich nur langsam. Wenigstens die Sonne läßt ihn nicht im Stich, sie geht in unglaublichen Rot-, Orange-, Pink-, Blauschwarz-, Flieder- und Lila-Tönen unter, spiegelt sich in einem flachen Seitenarm des Luangwa. Atemberaubend! Und wir sprechen darauf genauso an, wie alle anderen Touristen. Billy ist sichtlich erleichtert. Schnell schwindet das letzte Tageslicht, ebenso schnell das Bier und wir klettern wieder ins Auto. In völliger Finsternis kurven wir durch den Park. Sobald wir an einem Hang oder an einer Senke entlangfahren, können wir unter oder eben über uns ein Meer der Suchscheinwerfer aufleuchten sehen. Es hat ein bisschen was von einer eiligen, unter elektrischem Strom stehenden St.-Martins-Prozession. Isaac macht seinen Job hervorragend, er hat Augen wie ein Luchs, einen immens geschulten Blick, sieht Tiere in einer Entfernung, wo wir noch nicht mal mit Fernglas etwas entdeckt hätten. Es ist spannend, aber ich frage mich, ob und wozu solche Nachtfahren gut sind. Klar, man ist zu einer Zeit im Park, zu der man als Selbstfahrer schon lange draußen sein muss, hat die Chance, nachtaktive Tiere zu sehen, aber wenn ich mir den Lichterzirkus hier näher betrachte, schwinden meine Pro-Argumente zunehmend.

Alle naslang leuchten Augen in der Dunkelheit auf, es sind jedoch „nur“ Antilopen und Isaac blendet jedesmal rasch wieder ab. Ein Ranger hat mir mal erklärt, dass eine Antilope, die derart geblendet wird und sei es nur für einen kurzen Moment, für ca. eine Stunde nahezu blind und damit leichteres Opfer für Raubtiere sei. Wenn ich mir vorstelle, dass hier Abend für Abend zig mit Suchscheinwerfern ausgestattete Fahrzeuge vorbeipatroullieren, sie alle die Antilopen kurz anleuchten, so macht mich das ziemlich unfroh. Doch was soll ich jetzt, in diesem Moment tun? Ich sitze nun mal hier im Auto und bin damit Teil der Störung. So spannend das ganze auf der einen Seite ist, so unwohl fühle ich mich auf der anderen und schwöre, dass es wohl das letzte Mal ist, dass ich so etwas mache.

Trotzdem freue ich mich, als wir im Laufe unserer Nachtfahrt eine Hyäne aufstöbern, einige Mangusten sehen und sogar zwei Civets. Bis auf die Hyäne sind alle Tiere für menschliche Augen relativ weit weg und recht viel mehr als diffuse Körperumrisse und glühende Augen können wir nicht sehen. Beim Anblick der Civets muss ich an ein Erlebnis in Tansania denken. Meine Freundin Ute und ich waren im Selous GR unterwegs, saßen spätabends am Lagerfeuer, als es rund um uns zu rascheln begann. Wir leuchteten mit unseren Taschenlampen und sahen vier, fünf Civets, die ganz nahe um uns herum in der Dunkelheit nach Fressbarem suchten. Sofort schalteten wir die Taschenlampen wieder aus, rückten unsere Schatten aus dem Schein des Feuers und konnten die Tiere eine ganze Weile beobachten. Das war einzigartig und viel befriedigender als unsere heutigen Sichtungen, denn die Tiere waren in gewissem Sinne zu uns gekommen und nicht wir zu ihnen.

Doch ich will nicht nörgeln, denn abgesehen von meinen ganz persönlichen Bedenken ist die Fahrt sehr spannend und ereignisreich, wir haben einen engagierten, ungemein bewanderten Fahrer, der aufgrund seines Wissens sogar ein Jobangebot einer japanischen Forschungsgesellschaft bekommen hat und einen hervorragenden, adleräugigen Lampen-Scout. Gegen 20 Uhr, so bestimmen die Parkregeln, verlassen wir den Südluangwa und Billy setzt uns im Wilderness Camp wieder ab. Wir lassen den erlebnisreichen Tag am Feuer ausklingen, in Vorfreude auf unseren letzten ganzen Tag im Nationalpark und auf ein Erwachen ohne unseren lautstarken Motivations-Wecker in der Nachbarschaft. Der nämlich hat mitsamt seiner Gruppe den Platz neben uns geräumt und wird morgen früh sicher andere Camper mit seiner unendlich guten und lärmenden Laune erquicken.

Bild 5, 18, 19 © Jürg Frey

30. Juli 2008 - South Luangwa NP, Tag 3

Oh süßes Erwachen! Das Leben ist ohnehin schon „great“, aber ohne den tirilierenden Launebär von nebenan stellt sich der Morgen als „even greater“ dar. In aller Ruhe stehen wir auf, frühstücken ausgiebig und brechen dann zu unserem dritten Tag im South Luangwa auf. Ein paar Meter hinter dem Gate begegnen wir Billy, unserem gestrigen Night-Guide, der uns sofort freudestrahlend kundtut, es gäbe eine Löwensichtung. Ob wir noch wüßten, wo wir die Löwen gestern gesehen hätten – wir bejahen. Gut, da wäre doch links davon eine Senke gewesen, durch die müßten wir nur durch, an den Büschen vorbei, uns danach weiter links halten und schon träfen wir auf eine Lichtung mit großem Baum in der Mitte. Dort seien die Löwen anzutreffen. Wir bedanken uns herzlich, wünschen ihm einen erfolgreichen Tag und machen uns auf den Weg zu den prophezeiten Löwen. Als Privatfahrer unterliegen wir ja nicht der ohnehin nicht eingehaltenen 3-Wagen-Regelung und so hoffen wir, nochmal in Ruhe einen Blick auf ein paar faule Katzentiere erhaschen zu können.

Exakt halten wir uns an Billys Wegbeschreibung, die genau stimmt, allein die angekündigten Löwen sind nicht zu sehen. Vielleicht hätten wir ja auch noch ein Stückchen weiter fahren müssen und dann erst links – also machen wir noch einen Anlauf. Auch bei diesem Versuch kommen wir wieder auf einer Lichtung mit Baum heraus, aber dort sind ebenfalls keine Löwen. Normalerweise ist bei derartigen Sichtungen mit einem relativ großen Verkehrsaufkommen zu rechnen, doch bis jetzt ist uns noch kein einziges Lodgefahrzeug begegnet. Aus diesem Indiz schließen wir, dass wir entweder völlig falsch oder die Löwen schon verschwunden sind. Auch egal; wir wollen nun keine Zeit mehr mit der Suche vergeuden, sondern einfach unseren Tag genießen und sehen, was auf uns zukommt. Nach ein paar Kilometern treffen wir auf eine malerische Lagune, deren Uferbereich mit einem dicken grünen Teppich aus Wasserpflanzen bedeckt ist.

Wie ein Garten Eden liegt sie vor uns und Noahs Arche scheint einen Großteil seiner Passagiere hier ausgespuckt zu haben: Mehrere Heilige Ibisse, Klaffschnäbel, Jacanas, Schopfreiher und Hagedasch-Ibisse schnäbeln pickend im flachen Wasser umher, ein Silberreiher schwebt majestätisch über die Teichoberfläche, ein Hippo grast schmatzend durch den Pflanzenteppich, auf seinem Rücken sitzt ein aufmerksam nach Beute suchender Graureiher und aus dem Baum direkt neben unserem Auto äugen neugierig ein paar Meerkatzen zu uns herüber. Über eine Stunde bleiben wir hier stehen und beobachten die Geschehnisse, die in ihrem Detailreichtum viel aufregender als ein paar Löwen sind: Das Hippo frißt sich langsam aber sicher von der Teppichkante mitten in die Wasserpflanzen hinein und sinkt dabei immer wieder, an tieferen Stellen, mit dem Körper fast ganz unter Wasser. Der surfende Graureiher ist von diesen Levelveränderungen nicht sehr angetan, macht sich jedesmal ganz steif und zieht angewidert ein Bein hoch, fast, als würde er nicht nass werden wollen.











Stets wenige Zentimeter vor dem mampfenden Hippomaul stakt ein Jacana umher, belauert den Graureiher. Als der dem Jacana den Rücken zudreht, hüpft dieses wagemutig auf des Hippos Schultern, wird aber sofort von dem viel größeren Reiher erbost wieder ins Wasser gescheucht, wo es erneut in Lauerposition geht. Irgendwann scheint es dem Reiher zu nass, zu schaukelig, zu beute-unergiebig zu werden und er schwebt von dannen. Schwupp, schon sitzt das kleine Blatthühnchen mit den Riesenfüßen wieder auf dem Nilpferd und nimmt die ersehnte Aussichtsplattform in Beschlag. Während wir wie gebannt diesem Schauspiel folgen und fotografieren, sammeln sich mehrere Meerkatzen im etwa 2 Meter entfernt liegenden Baum. Wir starren auf’s Wasser, die Affen starren höchst interessiert zu uns in Auto, verfolgen jede unserer Bewegungen. Sobald wir sie aber direkt ansehen, verschwinden sie hinter einem Ast, sehen in eine andere Richtung oder drehen uns flugs den Rücken zu. Lalala, wir sind nicht da! Lediglich ein Männchen ist so vertieft in die Betrachtung seiner menschlichen Verwandtschaft, sprich uns, dass es völlig vergisst, sich aus der Schusslinie meiner Kamera zu bringen. Klick, schon hab ich es im Kasten und der Meerkatzenmann bemerkt seinen fluchtlogistischen Fehler, bemerkt, dass es zu spät zum Verstecken ist. Laut keckernd trommelt er mit seinen Fäusten auf den Ast, beschimpft mich wild, starrt mich wütend an. „Ach komm, hab dich nicht so“, beschwichtige ich ihn, „ich schick dir ein Foto!“ Ungläubig starrt die Meerkatze mich kurz reglos an – sicher nicht weil sie mich verstanden hat – und verschwindet hinter dem schützenden Baumstamm, um gleich darauf wieder hinter einer Astgabel hervorzulugen.


Drei Bäume weiter, auf der Spitze einer arg krüppeligen Akazie, sitzt ein Seeadler und lässt seine fast jodlerartigen Rufe hören. Joachim startet den Motor und fährt vorsichtig in Richtung des Raubvogels. Keine zehn Meter weit kommen wir, da liegt schon ein sich sonnendes Krokodil, das bis dato hinter einem Baumstamm verborgen lag. Seine Schuppen werfen harte Schatten auf die ansonsten glatte, gepanzerte Haut, ein Eckchen des gebogenen Schwanzes hebt sich zackenartig gegen die Wasseroberfläche ab. Das Reptil ist völlig entspannt und zuckt weder, als wir hinter ihm anhalten, noch als ein Schwarzhalsreiher an ihm vorbeistakst. Der nahe Seeadler putzt sein Gefieder und macht sich zum Abflug bereit. Auch wir wollen gerade weiter, als es auf der anderen Seite in den Büschen vernehmlich knackt – zwei Elefanten schieben sich durchs Gestrüpp, direkt neben uns. Es ist ein relativ kleiner, noch sehr junger, der in Begleitung eines größeren, aber nicht ausgewachsenen Tieres ist; vielleicht sind es Geschwister oder Cousins. Die Mutter, die Familie, die Herde kann nicht weit sein, wir verhalten deshalb ganz besonders still. Völlig ungestört ziehen die beiden gemächlich an uns vorbei, wir hören leises Kommunikations-Rumpeln, noch leisere Sohlen auf dem knirschigen Untergrund, rhythmisch-kühlendes Flappen der großen Ohren, Schnauben, Schmatzen, sehen lange, starrige Wimpern, tiefe Runzeln und Falten, kleine braune Augen, Rüssel, die sich warzig-feinfühlig, keine zwei Meter von uns weg, um Fressbares ringeln und selbiges zum Maul führen. So leise und langsam, wie die beiden aufgetaucht sind, verschwinden sie auch wieder, die borstigen Schwänze peitschen uns zum Abschied sachte, pfeifende Geräusche. Als von der zu erwartenden Herde nichts zu hören und zu sehen ist, wagen auch wir uns weiter.



Hoch steht die Mittagssonne über dem Luangwa, es ist sehr heiß und wir kehren langsam zur Mittagspause ins schattige Camp zurück. Schon beim Verzehren des leichten Mittagessens sehe ich sie immer wieder; die hellblau-schwarze Libelle am Rhinofuß-Teich, die gestern nicht fotogen sein wollte. Kaum habe ich den letzten Bissen runtergeschluckt, bin ich schon am Start, zumindest ein bisschen klüger geworden aus meinen gestrigen Versuchen. Die Libelle hat einen Lieblings-Grashalm, zu dem sie immer wieder zurückkehrt und an diesem postiere ich mich nun bewegungslos in hockender Stellung. Mehrmals kommt das Insekt, lässt sich kurz nieder, doch leider werfe ich einen Schatten auf die schillernden Flügel, die dann eben nicht mehr schillern. Gut eine Stunde teste ich die beste Position, bis ich endlich ein paar einigermaßen zufriedenstellende Fotos schießen kann.

Die heiße Mittagszeit vertrödeln wir im Camp und ich komme endlich dazu, meine Fotos zu sichten und ein wenig auszudünnen. Gegen halb drei machen wir uns wieder auf den Weg für unsere letzten Stunden im South Luangwa. Jürg hat wohl genug Tiere gesehen und bleibt im Camp, wo er Ordnung in seine Daten und Tagebuchnotizen bringen will und schließlich noch auf einen Abschlußplausch zur Campmanagerin vorbei schaut. Unsere Fahrt führt uns flussaufwärts, mehr oder weniger direkt am Ufer entlang. An einer besonders übersichtlichen Stelle halten wir an und steigen aus dem Auto – ein breiter, grasiger Uferstreifen liegt in der Nachmittagssonne, die Böschung bricht senkrecht zum Luangwa ab und wir befinden uns sicher 6 Meter über dem Wasserspiegel. Wir sind gerade aus dem Auto gehopst und haben die ersten Schritte gemacht, als sich ca. 20 Meter vor uns ein Krokodil mit einer blitzschnellen Bewegung von der Uferkante katapultiert und mit einem lauten Platschen im Wasser landet. Keine Ahnung, wie das Reptil vom Fluss ans Ufer gekommen ist, aber in Anbetracht der Sachlage ist es wohl keine so gute Idee, noch recht viel weiter zu gehen. Also steigen wir einsichtig wieder in den Wagen und machen uns weiter auf die Pirsch. Bald darauf stoßen wir auf eine Gruppe Pukus, in deren Mitte ein prächtiger Kudubock genüßlich die saftigen Blätter eines Busches aberntet. Die Pukus nehmen keine Notiz von uns, der Kudu aber ist sichtlich beunruhigt. Er erstarrt mitten in seiner Kaubewegung, äugt angestrengt zu uns herüber und man kann seine sich formierenden Flucht-Gedanken förmlich greifen. Ein paar Blätter im Mundwinkel, das Maul halb offen, den Kopf leicht schräg gelegt steht er sicher eine Minute regungslos da. Dann scheint sein Plan reif zu sein; eine Drehung seines Kopfes, seines Körpers und schon ist er mit einem mächtigen Satz über eine tiefe Senke hinweg, verschwindet im angrenzenden Gebüsch. Die Pukus äsen friedlich weiter, ziehen sogar mit ihren Jungen auf der Suche nach dem saftigsten Grün ganz nah an uns vorbei.


Den ganzen restlichen Nachmittag noch verbringen wir in der Nähe des Luangwa, bleiben alle paar hundert Meter erneut stehen, denn es gibt so viel zu sehen. Und irgendwie verabschiede ich mich gedanklich von diesem grandiosen Fleckchen Erde, von den zahlreichen Tieren, von den Gerüchen und Geräuschen – zumindest für dieses Jahr. Die Zeit vergeht wie im Flug und schon bald senkt sich die Sonne zu meinem letzten Sonnenuntergang im South Luangwa NP. Zeit für uns, den Park langsam zu verlassen. Auf dem Rückweg zum Gate sehen wir noch Ellipsen-Wasserböcke, Zebras und Elefanten, wie zum Abschied winken fingerförmige Sonnenstrahlen durch dramatisch gefärbte Wolken – die Dämmerung setzt ein. An der letzten Kurve, bevor wir auf den Hauptweg zum Gate einbiegen, liegt da plötzlich ein Löwenmännchen neben der Fahrspur. Ganz Katze, dreht er uns natürlich den Rücken zu, aber sein Kopf mit der wuscheligen Mähne ist schön im Profil zu sehen. Zum Fotografieren ist das Licht leider nicht mehr ideal, aber das ist egal. Ich empfinde es auf jeden Fall als völlig unerwartetes und würdiges Good-Bye, gebe Afrika insgeheim schon das Versprechen zum nächsten Besuch.

Beim letzten Dämmerlicht durchfahren wir das Gate, kaufen noch ein paar Tomaten in Mfuwe Ort und sind wenig später wieder zurück im Camp. Jürg erzählt von einem vergnüglichen Nachmittag im Camp nebst Landsmänninen-Plausch, wir von einem nicht minder unterhaltsamen Afternoon-Drive im Park. Bei frischem Tomatensalat, köstlichen Nudeln in Tunfisch-Sauce und kühlem Bier lassen wir den Abend ausklingen, gehen bald zu Zelt. Morgen früh sollten wir zeitig aufstehen, alles zusammenpacken und dann geht es wieder ab in Richtung Zivilisation...

31. Juli 2008 - South Luangwa NP > Luangwa Bridge Camp

Ziemlich unwillig schäle ich mich aus meinen Schlafsack-Daunen, denn gefühlsmäßig ist der Urlaub für mich mit Verlassen des Wildlife Camps irgendwie abgeschlossen. Ein rasches Frühstück, danach geht die Packerei los. Mittlerweile sind wir so aufeinander eingespielt, so routiniert im Verpacken und Verstauen, dass wir rasch abreisebereit sind. Für meinen Geschmack – diesmal – viel zu rasch. Aber es hilft ja nichts, wir müssen los und haben eine Riesenstrecke vor uns. Unseren ersten Plänen nach wollten wir eigentlich die Old Petauke Road nehmen und erst dann auf die Great East abbiegen, aber zahlreiche Informationen, gesammelt bei abendlichen Abwasch-Gesprächen mit anderen Reisenden, verzichten wir darauf. Der Straßenzustand soll verheerend sein. Kilometermäßig wäre es kürzer, landschaftlich sicherlich auch schöner, aber wir haben beschlossen, die bessere Straße zu nehmen, unseren Rückweg über Chipata anzutreten. Das hat auch noch einen anderen Grund. Annette und Joachim müssen pünktlich ihr Visum für Sambia verlängern. In Petauke gibt es ein wohl ein Immigration-Office, aber wer weiß, zu welcher Tageszeit wir dort ankommen werden? Also fahren wir Richtung Chipata, nehmen einen kleinen Umweg über Mfuwe Airport, denn auch dort soll angeblich eine Verlängerung des Visums möglich sein.

Die Strecke ist gut ausgebaut und kaum zu verfehlen: vor uns, in der immer noch sehr frischen Morgenluft, fahren mehrere offene Lodgefahrzeuge nebst abzuliefernden Gästen her. Die werten Clients diverser Lodges frieren sich im Fahrtwind den Allerwertesten ab, während wir „Billigheimer“ kuschelig-warm, bei geschlossenen Fenstern an ihnen vorbeiziehen. Nach ca. 30 km erreichen wir den Parkplatz des kleinen Flughafens, Annette und Joachim versuchen ihr Glück. Mir sticht in diesem Moment nur eine Sache ins Auge: Akazien, mit dunkelbraunen, fast 50 cm langen, ausgereiften Schoten – und das direkt vor meiner Nase! Meine Blase drückt vom Morgentee, ein eiliger Besuch der Airport-Toilette schafft dieses Problem aus der Welt und ich kann mich dann ganz der selektiven Pflückaktion widmen. Nach einer halben Stunden kommen Annette und Joachim wieder, leider unverrichteter Dinge, ich hingegen habe mein Säcklein mit mehreren wunderschönen Gebilden in Schwertklingengröße weiter gefüllt. Und da wir ja nur noch einmal Zwischenstation machen, bevor es für mich und meine Schoten gen Deutschland geht, hält sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen, die schmunzelnde Toleranz meiner Mitreisenden nimmt proportional zu.

Glücklich umarme ich die Prachtstücke; wir fahren weiter Richtung Chipata. Eine mehr als rustikale Verbindungs-Piste führt vom Flughafen auf die Hauptstraße. Obwohl es nirgendwo eine Abzweigung gab, die wir vielleicht übersehen hätten können, fragen wir zweimal, ob wir hier wirklich richtig sind. Ja, so wird uns bestätigt, das ist der Weg auf die Mfuwe-Chipata-Road. Fast 10 km holpern wir durch Schlaglöcher, über Stock und Stein, bis wir endlich doch wieder auf der, zwar ungeteerten, aber gut befahrbaren Piste nach Chipata landen. Gute 100 km später, der Verkehr wird immer dichter, kommen wir in der geschäftigen Grenzstadt an. Wir kommen von Nordwesten, müssen nach letztendlich weiter nach Südwesten – wenn man es auf der Karte sieht. Doch gefühlt werden wir ohne Umwege nach Chipata, auf der Durchgangsstraße zur malawischen Grenze, reingeleitet. Und das ist gut so, denn schließlich ist heute erstens der Stichtag der Visumsverlängerung für Annette und Joachim und zweitens neigen sich unsere Frisch-Vorräte derart gen Null, dass ein kurzer Zwischeneinkauf auch nicht schaden könnte.

Chipata ist eine kleine, wuselige Stadt mit viel Verkehr auf der Hauptstraße, auf der wir uns nun befinden. Viele Gebäude mit offiziell wirkenden Aufschriften sind dort zu sehen. Wir fahren Richtung malawischer Grenze, schauen links und rechts, doch keines der Office-Schilder offenbart eine Visums-Stelle. Als sich die Gegend bereits wieder stadtrandtechnisch präsentiert, fragen wir einen Uniformträger, der es ja wissen sollte. Mhm, macht der, dreht um, fahrt bis zur ersten beampelten Kreuzung, dort steht rechts ein Gebäude, wo so etwas gemacht wird. Wir tun wie geheißen, landen auch bei einem offiziell ausehenden Building, doch dort werden keine Touristenvisa verlängert – so das Ergebnis. Dreht wieder um, sagt ein anderer Beamter, die Straße Richtung Malawi rauf, dort kommt auf halber Strecke rechter Hand ein Haus, da werden Visa erteilt. Also fahren wir die Main Road nochmal rauf, können nichts entdecken, was der Beschreibung entspricht, fahren wieder runter und abermals rauf, bis wir uns schließlich für ein Riesengebäude namens „Provident House“ entscheiden. Es hat immens offiziellen Charakter – von Immigration ist zwar nichts zu lesen – aber es erinnert mich an das Verwaltungsgebäude in „Asterix und Obelix in Rom“, wo die beiden Comicdarsteller unter widrigsten Umständen ein bestimmtes Formblatt besorgen müssen. Annette und Jochen haben wohl ähnliche Gedanken, als sie dieses Bürokratie verheißende Office-Monster betreten. Aber nach gar nicht so langer Zeit kommen die beiden wieder, strahlend, mit Visa-Extensions in den Pässen.

Damit wäre das Wichtigste erledigt, nur der Einkauf fehlt noch. Zu diesem Behufe fahren wir wieder Richtung Norden, denn dort haben wir einen recht gepflegten Supermarkt gesichtet. Ganz so gepflegt ist er dann doch nicht, aber die nötigsten Fressalien, sprich einen Happen für zwischendurch und das heutige Abendessen können wir einmarkten. Den Happen wollten wir eigentlich gleich verzehren, denn unsere Mägen knurren schon ein wenig, allein die Situation auf dem Parkplatz des Supermarktes ist dafür nicht ideal. Es treiben natürlich wieder die unvermeidlichen Mashenga-Boys ihr Unwesen und als Autowächter wurde Joachim mehrfach angebettelt; nun wollen wir nicht vor den Augen der Fordernden und Hungrigen unser Essen zu uns nehmen. Also machen wir uns auf den Weg, fahren aus der Stadt und halten nach einigen Kilometern am staubigen Rand der stark befahrenen Straße an, um unseren Imbiss einzunehmen. Ein idyllisches Picknick ist es nun nicht gerade, doch das seltsame Fettgebäck, das wir unter anderem erstanden haben, wäre auch durch eine schönere Location nicht schmackhafter geworden; aber es füllt den Magen, so dass wir die rund 330 Kilometer bis zum Luangwa Bridge Camp, ohne größere Schwächeanfälle befürchten zu müssen, schaffen sollten.

Auf der Strecke bietet sich das übliche Bild, das wir nun ja schon hinreichend gewöhnt sind. Kleine Dörfchen mit hübschen Wohnhäusern, heruntergekommenen Laden- und Werkstattgebäuden, Schulen und deren Hinweissteine, die alle mit einem Motto beschriftet sind, viele Fußgänger, noch mehr Radfahrer. Der Straßenzustand wechselt abschnittsweise, abhängig vom Gelände. Passagen, die relativ gerade und eben dahinführen, sind meist ganz OK, wird es hügeliger oder kurviger, sieht man dem Teer die Belastungen durch den bremsenden Verkehr deutlich an. Stellenweise sind die Schlaglöcher badewannentief, oder waren es zumindest, denn auch auf der Great East trifft man immer wieder auf Dorfbewohner, die säckeweise Erde in die Vertiefungen füllen. Was die Befahrbarkeit der Straße offen gestanden nur minimal verbessert, denn oft sind die Löcher durch die Aufschüttung einfach zu Hügeln mutiert, denen man eben auch ausweichen muss. Die Great East ist relativ stark befahren, alle Fahrzeuge weichen irgendwelchen Unebenheiten aus, manchmal hat man gezwungenermaßen Rechtsverkehr, weil ein LKW auf der falschen Fahrspur entgegen kommt. Eine anstrengende Fahrerei!

Und mit den Pinkelpausen wird es auch zunehmend schwieriger. Zweimal halten wir, an auf den ersten Blick strategisch günstigen Punkten, doch kaum haben wir die Autotüren geöffnet, biegt schon wieder ein Radfahrer aus einem Seitenweg oder es taucht Gegenverkehr nahezu aus dem Nichts auf. Dann endlich, kurz vor Katete, bei unserem dritten Versuch, klappt es. Hier steigt die Straße vor uns stark an und macht dann eine enge Kurve, hinter uns ist sie schnurgerade und gut zu überblicken. Wenn wir Damen uns beeilen, schaffen wir es, bevor die nächsten Radfahrer in Nah-Sichtweite sind. Ah, welch Erleichterung! Wir nutzen diese Pause gleich noch, um uns ein wenig die Beine zu vertreten. Dann ziehen die Radfahrer an uns vorbei. Hier in Sambia fährt niemand zum reinen Vergnügen, mit unbeladenem Fahrrad durch die Gegend. Es werden entweder riesige Holzkohlesäcke transportiert, ausgewachsene Schweine oder Ziegen, die quer zur Fahrtrichtung auf Holzkonstruktionen an den Gepäckträger gefesselt sind oder ein, zwei Passagiere fahren mit. Mit diesen Lasten schrauben sich die Radler, meist ohne einmal abzusteigen, die steilen Berge hinauf – und das ohne Gangschaltung. Dabei schaffen sie es noch, freundlich zu grüßen, was alles in allem von einer bewundernswerten Kondition zeugt.

Wir hingegen verbringen unsere Luxuskörper wieder ins Auto, statt Joachim fährt nun Jürg. Recht eintönig geht es dahin, doch kurz nach Petauke wartet auf mich ein kleines, ganz persönliches Highlight: wir durchfahren eine Ortschaft namens Minga. Meine Heimatstadt ist München und im Bayerischen heißt München nicht München, sondern Minga... Ich gebe zu, es ist wirklich nur ein ganz, ganz kleines Highlight, aber freuen tu ich mich trotzdem und mache ein paar Fotos von diversen Schildern.

140 Kilometer sind es jetzt noch, die sich gefühlsmäßig ziemlich zäh dahinziehen. Erst nach Kacholola wird die Landschaft ein wenig abwechslungsreicher. Wir fahren ganz nahe an der mosambikanischen Grenze entlang und haben wundervolle Sicht auf Hügelketten des Planalto de Morávia – die untergehende Sonne zeichnet die Berge weich und taucht sie in samtige Farben. Zeit, das richtig zu genießen haben wir leider nicht, denn als wir endlich die Luangwa Bridge überqueren, ist es schon dunkel. Durch die Finsternis tasten wir uns am Flussufer entlang, bis wir kurz nach 18 Uhr das Bridge Camp erreichen. Die Campsite ist nicht groß, dafür recht steinig-staubig und liegt direkt an der Grundstücksmauer. Immerhin sind wir alleine – noch. Gerade inspizieren wir das Gelände, suchen die besten Plätze für unsere Zelte aus, beginnen, das Auto abzuladen, als ein weiterer 4x4 auf den Platz einbiegt und direkt neben uns hält. Dem gewienerten Mietauto entsteigt ein älteres Ehepaar, beide wie aus dem Ei gepellt, die sofort ein Gespräch suchen. Auf deutsch... Wir möchten ja nicht unhöflich sein, eigentlich nur unser Zeug aufbauen, abendessen und unsere Ruhe haben, aber als sich die erste Laberwelle auf uns ergossen hat, flüchten Jürg, Joachim und ich in verschiedene Richtungen. Annette hat zu spät reagiert und muss nun den Kopf hinhalten.

In den 80er Jahren gab es eine bayrische Fernsehserie mit Helmut Fischer, den „Monaco Franze“. Der Franze ist ein Münchner Urgewächs, den man in gehobeneren Gesellschaftsschichten als ungebildet oder gar leicht prollig einstufen würde. Des Franzens Angetraute, Frau von Soettingen, gehört eben solch gehobenen Kreisen an und umgibt sich mit entsprechenden Freunden, die alle gerne auf den Franze herabblicken. Eines Abends muss Franze mit seiner Frau in die Oper, begleitet werden die beiden unter anderem von Dr. Schönfärber. Franze langweilt sich tödlich – während der Aufführung und erst recht bei den Gesprächen danach, wo sich Dr. Schönfärber nebst Gattin als wortreicher, besserwisserischer Opernkenner hervortut. Franze flüchtet auf die Toilette, belauscht zufällig einen Kritiker, der die Aufführung total zerreißt und gibt das Gehörte später bei Tische zum besten. Alle Anwesenden sind entsetzt ob der Banausenhaftigkeit des Monaco Franze, seine Gattin schämt sich in Grund und Boden. Am nächsten Tag aber steht all das Wort für Wort in der Zeitung...

Jeder, der diese Fernsehserie kennt, weiß sofort, was gemeint ist, wenn man jemand anderen als Dr. Schönfärber bezeichnet. Und unsere neuen Nachbarn haben diesen Titel mehr als verdient, vor allen Dingen der HERR Doktor! Er weiß alles besser, hat Afrika quasi erfunden, obwohl er erst zum zweiten Mal da ist; er stellt dauernd Fragen, an deren Antworten er nicht interessiert ist, die offensichtlich nur dazu dienen, weitere Schlauheiten-Absonderungen seinerseits einzuleiten. Er läßt Annette nicht mehr aus den Krallen, auch nicht, als wir demonstrativ Zelte aufbauen, die Küche errichten und zu kochen beginnen. Blabla, schwall! Ich gehe zum Direktangriff über und bitte Annette, den Kochtopf im Auge zu behalten, derweil ich auf die Toilette müsse. Offenbar sieht man mir das nicht an, aber ich bin 41 Jahre alt und in all diesen Jahren sicher schon mehrere zehntausend Mal auf unterschiedlichsten Loci gewesen, die ich auch ganz alleine gefunden habe. Dr. Schönfärber hingegen legt mir jovial-väterlich sofort und ungefragt seinen Arm um die Schultern, dreht mich um ca. 176 Grad und weist mir den Weg zum etwa 12 Meter entfernten, hell erleuchteten Waschhaus. Ich muss mich ganz arg beherrschen, dass ich ihn nicht unflätig anblöke. So presse ich mir eben nur ein „Ist ja wohl nicht zu übersehen“ ab, was den Schwätzer schmerzvoll zusammenzucken läßt. Doch bevor er sich von diesem „Schlag“ regeneriert und erneut Luft holen kann, ist Annette schon beim Kochtopf und ich auf dem Klo.

Unsere Kochstelle und der Tisch stehen, dem Himmel sei Dank, hinter unserem Landy und der schirmt uns den Rest des Abends von weiteren Besserwisser-Attacken ab. Frau Dr. Schönfärber hat außerdem zum Dinner gerufen, das die beiden – man staune – recht schweigsam einnehmen. Danach darf der Gatte niedrige Abtrockendienste tun, worauf er sich bald erschöpft in sein Dachzelt zurückzieht. Wir genießen ausgiebig die Ruhe, die nur hin und wieder von einem vorbeifahrenden Auto gestört wird, bevor auch wir schlafen gehen.

1. August 2008 - Luangwa Bridge Camp > Lusaka, Pioneer Camp

Unsere heutige Strecke ist, mit rund 230 km, zwar vergleichsweise kurz, aber wir stehen früh auf, um am Nachmittag noch Zeit für diverse Erledigungen in Lusaka zu haben. Wir frühstücken und packen leise unsere Sachen zusammen, denn wir wollen ja keine Dr. Schönfärbers wecken. An der Mauer, die den Campingplatz umgibt, tauchen mehrere Kinderköpfe auf; wir werden bei all unseren Aktionen kichernd beobachtet. Frau Dr. Schönfärber erbarmt sich der armen Kinderlein und beglückt sie mit Bonbons... Vom aufgeregten Geschrei wacht nun auch ihr Gatte auf und quält sich aus dem Dachzelt. Doch zu unserem Glück ist er wohl eher ein Morgenmuffel; er bedenkt uns lediglich mit einem leichten Kopfnicken, der Mund bleibt zu.

Kurz darauf verstauen wir die letzten Kisten im Auto und fahren rauf zur Brücke. Tief unter uns stehen mehrere Frauen und Kinder beim Wasserholen und Geschirrspülen am Ufer des Flusses, blicken zu uns herauf. Noch bevor wir den Ausblick auf die Brücke richtig genießen und Fotos machen können, stürmen aus den steilen Flanken der Uferböschung schon laut schreiend mindestens 15 Knirpse auf uns zu. Hier, in dieser Gegend, sind sie an Touristen gewöhnt und deshalb alles andere als schüchtern – bald haben Annette und ich mehrere Kinder fest an Hosen und T-Shirt kletten. „Give me my money, give me my sweets“ tönt es, wie fast überall in Sambia, aus den verschmierten Mündern. Ein besonders dreister Frechdachs steht vor uns, eine fast leere Chipstüte in der Hand, das Gesicht voller Brösel und insistiert: „Give me my food!“ Ich unterbreite ihm, rein aus Interesse auf seine Reaktion, den Vorschlag, er könne einen Schokoriegel haben, wenn er mir seine Chips gäbe. An diesem doch sehr fairen Tauschgeschäft aber ist der Knirps nicht interessiert, er will den Riegel und die Chips behalten. Tja, so kommen wir nicht ins Geschäft.

Immer mehr Kinder kommen herbei, Joachim ist schon ins Auto geflüchtet. Annette und ich tun es ihm nach, allein Jürg robbt noch irgendwo in den Büschen umher. Als er kurz darauf auftaucht, fallen die Kinder über ihn her und er sieht zu, ebenfalls schnell ins Auto zu klettern. Die Strecke führt zuerst fast stetig bergan. Wir passieren üppig bewaldete Hügel und genießen immer wieder zauberhafte Ausblicke auf kleine Täler, Flüsschen und Dörfer. Dann geht es runter in die Senke von Rufunsa, entlang der Grenze des Lower Zambezi NP, wo wir schön langsam wieder an Höhe gewinnen. Zwischen Rufunsa und Chongwe ist auf unserer Karte nicht eine Ortschaft eingezeichnet, dennoch kommen wir alle paar Kilometer an einer kleineren Ansiedlung vorbei. Überall wird uns freundlich gewunken, man sieht uns neugierig hinterher. Auf der Straße sind wie üblich zahlreiche Fußgänger unterwegs, Radfahrer hingegen bekommen wir immer seltener zu Gesicht. Das ist aber kein Wunder, denn die Straße führt in steilen Anstiegen und Gefällen fast paßartig über dutzende von Bergausläufern; das ist anscheinend sogar für die trainierten hiesigen Radler zu viel des Guten.


Kurz vor Chongwe sehen wir schon von weitem eine Schranke quer über die Straße ragen, ein Stopp-Schild prangt prominent am Schlagbaum. Das ist nichts ungewöhnliches für Sambia, denn bei jedem Distrikt-Wechsel passiert man eine solche Kontrolle. Meist wird man durchgewunken, manchmal muss man seine Autopapiere und Pässe zeigen. Als wir näher kommen, sehen wir, dass der Mann an der Schranke kein Uniformierter ist und sein Interesse sicher nicht unseren Visa und Versicherungen gilt: auf dem Stoppschild wurde mit der Hand nachträglich ein „Tsetse“ aufgemalt. Wir müssen anhalten, der Kontrolleur umrundet unser Auto, wirft einen kurzen Blick ins Innere, murmelt zufrieden „No Tsetses.“ und öffnet uns die Schranke. Aha, so wird also „sicher“-gestellt, dass keine Tsetses in den Großraum Lusaka eingeschleppt werden. Wie gut, dass wir unsere aufgespießten Fliegen schon lange davor wieder vom Armaturenbrett entfernt haben...

Auf den folgenden Kilometern merkt man immer deutlicher, dass wir uns der Hauptstadt nähern. Der Verkehr nimmt stetig zu, insbesondere die LKW werden mehr. Röhrend und qualmend quälen sich die Brummis steile Anstiege hinauf, zum Teil völlig überladen; mit abenteuerlichsten Techniken wurden Güter aller Art auf windschiefe Ladeflächen gezurrt und oft lugen unter einer Plane noch Passagiere hervor. Alle paar Kilometer kommen wir an riesigen Holzkohle-Depots vorbei, im Schatten der Säcke lauern Verkäufer, warten Menschen auf eine Mitfahrgelegenheit, halten Frauen beim Haareflechten ein Pläuschchen. Schwer beladene Radfahrer, jetzt sieht man sie wieder, transportieren bis zu 100 kg auf ihren Drahteseln Richtung Osten, um ein bisschen Geld zu verdienen – denn mit jedem Kilometer, den man sich der Stadt nähert, wird Holzkohle teurer. Auch einige LKW-Fahrer erhoffen sich so einen Zusatzverdienst und packen noch zentnerweise schwarzes Gold auf ihre ohnehin schon ächzenden Gefährte.

Ein Buschbrand wütet rechts und links der Straße, die gefährdeten Kohle-Lager wurden bereits evakuiert, vereinzelte Brocken, die auf der Strecke blieben, werden nun im dichten Qualm von Kindern eingesammelt. In immer kürzer werdenden Abständen kommen wir durch Dörfer; fast überall gibt es eine Schule und – ein Schild der HIV/Aids Task Force. Kondome werden mit keinem Wort erwähnt, der Rat lautet schlicht und einfach „Abstinenz“. Bestimmt die sicherste Methode, sich zu schützen, aber nicht wirklich praxisnah. Erst neulich habe ich Henning Mankells „Ich sterbe, aber die Erinnerung lebt“ gelesen. Der Autor, der schon lange Zeit in Afrika lebt, befasst sich in diesem Buch mit einem Projekt, das erkrankte Eltern dazu ermuntert, Erinnerungsbücher für ihre Kinder zu verfassen, beschreibt persönliche Erfahrungen mit Betroffenen und erwähnt auch immer wieder die Mythen und Irrglauben, die sich um die Krankheit und den Schutz vor selbiger ranken. Aids ist auf der ganzen Welt ein immens wichtiges Thema, aber insbesondere in Entwicklungsländern, in denen weder die Mittel für Protektion, geschweige denn für eine Therapie vorhanden sprich bezahlbar sind. Da sind, meiner Meinung nach, Edukation, Aufklärung und Entmythisierung die einzig praktikable Form. Und das geht nicht von einem Jahr auf's andere, von einer Generation nahtlos auf die nächste. Insofern hat die Task Force recht. Doch wenn in einem Land, wie eben in Sambia, rund 20% der erwachsenen Bevölkerung HIV-positiv sind, ist das verdammt viel. Zieht man den weit verbreiteten Irrglauben, Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau könne AIDS heilen, ins Kalkül, wird deutlich, dass der gut gemeinte Rat der Task Force nicht ganz den Kern der Sache trifft.



Nachdenklich starre ich aus dem Fenster, die Ortschaften ziehen vorbei und ehe ich mich versehe, sind wir schon am äußersten Stadtrandbezirk von Lusaka angekommen. Bei unserem letzten Stopp nächtigten wir im Eureka Camp, das aber sehr laut und busy war. Deshalb wollen wir heute mal das Pioneer Camp unter die Lupe nehmen, da es laut Reiseführer ruhig und einsam liegen soll.





Wir werden von einer freundlichen jungen Dame empfangen, die uns bereitwillig die Facilities und das Campgelände zeigt. Ja, hier gefällt es uns: hohe Bäume spenden Schatten, das Areal ist weitläufig und andere Camper sind weit und breit nicht zu sehen. Wir suchen uns ein lauschiges Plätzchen, ganz in der Nähe einer riesigen Bambushecke, bauen alles auf und machen uns dann auf den Weg zur Shopping Mall „Manda Hill“. Annette und Joachim setzen Jürg und mich dort ab und fahren zur nahegelegenen Botschaft von Mosambik. Jürg zieht es ins Internetcafé, mich in den einzigen Souvenir-Shop. Dort hatte ich schon bei unserem ersten Aufenthalt in Lusaka eine wundervolle Auswahl von Wire-Art-Tierchen gesehen, diese kleinen Kunstwerke aus Glasperlen und Draht, die mir erstmals in Livingstone ins Auge stachen. Jetzt, am Ende unserer Tour, kann ich zuschlagen. Ich kaufe einen 30-cm-Gecko in braun-gelb und den gesamten Bestand an Mini-Geckos in blau. Recht viel teurer als in Livingstone sind die Perlentiere nicht, dafür aber wesentlich besser verarbeitet. Stolz und glücklich ziehe ich mit meiner Beute zu Jürg ins Internetcafé. „Ah, oh“, sagt er, „sind die schön! Da geh ich wohl später auch noch hin und kaufe mir einen von den blauen Geckos!“ Er ist sehr enttäuscht, als ich ihm sage, dass sich der gesamte Bestand in meinem Besitz befindet und noch enttäuschter, als ich ihm keinen abtreten will. Es tut mir so leid, ihm das Egoisten-Biest vorzuspielen, aber mir ist bei seiner sehnlichen Anfrage eine Idee gekommen: Jürg hat übermorgen Geburtstag und da schenk ich ihm einfach einen blauen Gecko! Ein bisschen irritiert ist Jürg schon, als ich rundweg ablehne, aber höflich, wie er ist, zeigt er Verständnis. Dass er mich jetzt vielleicht eineinhalb Tage für 'ne egomanische Kuh hält, wird durch meine Vorfreude auf das Geschenk doch ein wenig als ausgeglichen.












Nachdem die Sachlage – zumindest für mich – geklärt ist, kaufe ich eine halbe Stunde Internetzeit, um die Telefonnummern für meine Flug-Rückbestätigungen herauszufinden. Schnell sind die Nummern notiert, ich lasse Jürg wieder allein beim Beantworten seiner Familienpost in der klimatisierten www-Ecke und gehe zum Telefonieren auf den sonnenbeschienenen Mall-Parkplatz. Bei der British Airways bekomme ich eine Bandansage, die mir mitteilt, eine Rückbestätigung sei nicht nötig; auch gut. Also versuche ich es als nächstes bei der SAA, die sowohl Jürg als auch mich übermorgen von Lusaka nach Johannesburg bringen soll. Die SAA hat ihr Büro im Intercontinental Hotel und obwohl die Bürozeit offiziell erst um 16.30 Uhr endet, krieg ich jetzt, um 14 Uhr, niemanden mehr an die Strippe. Die Dame der Hotelrezeption, an die ich schließlich weitergeleitet werde, empfiehlt mir, zum Flughafen zu fahren, um dort meinen Rückflug fix zu machen.




Mit dieser Info kehre ich zu Jürg zurück, der gerade eine Session abschließt. Da wir auf dem Rückweg zum Camp ohnehin fast direkt am Flughafen vorbeikommen, beschließen wir, die Sache dann gleich erledigen. Beruhigt gehen wir gemeinsam eine Kleinigkeit essen, sehen danach beim Outdoor-Café vorbei, wo wir mit Annette und Joachim lose verabredet sind. Keiner da! Also hängt Jürg eine weitere Internet-Session an, ich bummle interessehalber durch diverse Läden der Mall, sehe mich um, aber so richtig schöne Geschäfte gibt es hier nicht. Bis auf den Souvenir-Shop...



Manchmal braucht es ein bisschen Zeit, bis ich eine Kaufentscheidung treffe, mag sie auch noch so läppisch sein; aber ein Perlenfrosch hat es mir angetan und spukt die ganze Zeit in meinem Kopf herum. Grübel-denk-überleg, ja! Zielsicher steuere ich daraufhin in den Laden rein und treffe dort – Jürg, der auch gerade am Stöbern ist. Ich nehme meinen avisierten Frosch in die Hand und assistiere dann Jürg bei seinen Entscheidungen. Um ein Wire-Art-Flugzeug und ein paar Tierchen reicher lassen wir uns wohlig auf der Terrasse unseres Treffpunkt-Cafés nieder, bestellen zu Trinken und ein paar süße Naschereien. Plötzlich taucht Annette auf; sie schiebt einen schwer beladenen Einkaufswagen vor sich her und fragt, ob wir Joachim getroffen hätten. Haben wir nicht; der ist immer noch, abermals offenbar, bei der Botschaft von Mosambik zugange. Als die beiden ihr Visum abholen wollten, wurde ihnen beschieden, dass dies nicht möglich sei, denn es gäbe momentan keine Klebeetiketten für den Pass. Shit! Also forderten die zwei ihre Unterlagen nebst Passfotos zurück, was aber ad hoc nicht möglich war; sie sollten doch in ein paar Stunden nochmal vorbeischauen. Joachim brachte Annette zur Mall, sie kaufte ein, er brannte DVDs von den vollen Foto-Chips und fuhr zurück zur Botschaft, um die unerledigten Papiere einzusammeln. Mittlerweile steht die Sonne tief, die Caféterrasse liegt im Schatten und es wird unangenehm kalt. Doch unser aller Jacken liegen im Auto, das mit Joachim bei der Botschaft ist. So frösteln wir bei Cola und Kuchen, bis endlich, nach einer Stunde des Wartens, Joachim auf den Parkplatz biegt.

Die Papiere sind wieder da, immerhin, die Fotos auch, aber ansonsten ist nichts dienliches bezüglich der Grenzüberschreitung nach Mosambik passiert. Annette und Joachim bleibt nichts anderes, als sich damit abzufinden und vor Ort auf einen problemlosen Übertritt zu hoffen. Frierend steigen wir schließlich ins Auto, treten den Weg zum Pioneer Camp an. An der Stadtgrenze fahren wir dir Abfahrt zum Flughafen raus, um Jürgs und meine Rückbestätigung zu erledigen. Der Parkplatz ist natürlich kostenpflichtig, wird nach Standzeit berechnet und Jürg und ich eilen ins Terminal. Kein Büro, kein Schalter, der uns nützlich sein könnte, ist mehr besetzt, nur ein einzelner Flughafen-Angestellter ist noch unterwegs. Auf unsere Nachfrage schickt er uns „an der Treppe vorbei nach links, dann nach oben und da wären wir auch schon.“ Wir folgen seinem beflissenen Zeigefinger, bis zur Treppe, aber da geht nichts nach links. Auch nicht nach rechts. Also steigen wir die Treppe nach oben, wohl wissend, dass wir eine Strictly-No-Entry-Zone betrete, landen in einem Flur-Nirvana, aber kein SAA-Büro ist zu entdecken. Dafür erwischt uns ein mit Schlagstock bewaffneter Sicherheitsbeamter: „Hey, you, you are not allowed to enter here!“, schnauzt er uns wenig freundlich an. Wir entschuldigen uns natürlich und erklären ihm, dass wir lediglich das SAA-Büro suchten. Auf einmal ist er ganz freundlich, hebt zu wortreichen Erklärungen an, winkt aber dann ab und führt uns stattdessen höchstpersönlich durch den Irrgarten der Gänge und Stockwerke zum Office.

Zwei SAA-Mitarbeiter kommen gerade durch die gegenüberliegende Flurtür und haben einen höchst aufgeregten Zivilisten im Schlepptau. Die Bürotür wird aufgeschlossen, diskutierend und palavernd treten die drei ein. Bevor die Tür wieder zufällt, bedanken wir uns eilig bei unserem Irrgarten-Helfer und schmuggeln uns mit ins Büro. Fragende Augen blicken uns an, aber als wir unser Anliegen kurz nennen, dürfen wir auf einem schmuddeligen Sofa Platz nehmen. Die erste Viertelstunde unserer Warterei ist noch recht amüsant; wir beobachten die Schwierigkeiten, die die SAAler mit dem Computer haben und lauschen den Tiraden des Zivilisten. Er, ein Sambier mit amerikanischem Pass, ist mit seinem kleinen Sohn auf Heimatbesuch, sein gesamtes Gepäck aber ist auf der Strecke geblieben. Jetzt streitet er sich mit den SAA-Angestellten um ein lumpiges Überbrückungs-Kit. Immer wieder hebt er von vorne an, bekommt die selben Antworten und bald können Jürg und ich das Zahnbürsten-Gespräch nicht mehr amüsant finden. Nach einer Dreiviertelstunde endlich bringt ein weiterer SAA-Kollege das gewünschte Notfallset, der Amerika-Sambier wird mit Versprechungen auf baldige Gepäckzustellung aus dem Office komplimentiert und wir sind dran. Rückbestätigung, aha. Der Computer wird bemüht, unsere Namen stehen in der Liste beim richtigen Flug, zufrieden nickt der SAAler und lächelt uns an. Eingegeben hat er nichts; nichts, was unsere Rückbestätigung beweisen würde. Wir merken das an, aber er meint ganz relaxed, wir stünden ja drin und die eigentliche Rückbestätigung würde dann mit dem Einchecken am Flughafen erfolgen. So kann man die Sache auch sehen. Doch uns bleibt nicht anderes, als auf die Liste und seine Worte zu vertrauen; vorsichtshalber merke ich mir seinen Namen, der auf einem Schild am Hemd prangt. So richtig gelohnt hat sich die Aktion auf jeden Fall nicht, wenngleich der kurze Auschnitt aus dem Alltag eines Airline-Büros ganz informativ war.

Mittlerweile ist es stockfinster geworden und Annette und Joachim warten schon ganz ungeduldig auf uns. Aber naja, wir haben unser Bestes getan und gemeinsam freuen wir uns auf einen gemütlichen Abend auf unserem lauschigen Platz. Das Lagerfeuer wird entfacht, frisch erworbene Vorräte zu einem lukullischen Abendessen komponiert und ein nicht ganz so ereignisreicher, dafür umso anstrengenderer Organisationstag klingt geruhsam aus. Leise raschelt der Wind in der Bambushecke und es wird schon wieder kalt...

2. August 2008 - Lusaka

Der letzte ganze Tag in Sambia bricht an und irgendwie bin ich, zumindest im Morgengrauen, gar nicht so unglücklich darüber, denn ich habe ziemlich schlecht geschlafen. Die Nähe der Zivilisation bekommt mir nicht. Andauernd bin ich heute Nacht von vermeintlichen Schritten und verdächtigen Geräuschen aufgewacht. Eigentlich hatte ich mich beim Schlafengehen sehr geborgen gefühlt, aber in Campnähe gibt es wohl eine Siedlung und dort wurde bis in die frühen Morgenstunden durchgefeiert. Traditionelle Gesänge und Stimmengemurmel sind im Prinzip alles andere als beunruhigend, doch ich bin es einfach nicht mehr gewöhnt, zudem weiß ich nicht, inwieweit das feiernde Volk Zugang zum Campgelände hat. Mitten in der Nacht, ich war gerade mal wieder wach, überkam mich ein dringendes Bedürfnis und ich krabbelte aus dem Zelt. Beinahe wäre ich über den Camphund gestolpert, der es sich direkt zu meinen Füßen, außerhalb des Zeltes, bequem gemacht hatte. Er begrüßte mich schwanzwedelnd, schlabberte mich ordentlich ab, begleitete mich zur Toilette und den ganzen Weg zurück. Danach kuschelte ich mich wieder in den Schlafsack und hörte, wie der Hund sich erneut auf meiner Unterlegeplane niederließ. Kaum war ich am wegdämmern, hatte das Hundchen wohl etwas gehört, was ihm nicht gefiel und stürzte mit drohendem Knurren blitzschnell in Richtung des verdächtigen Geräuschs. Nun wußte ich zwar, dass ich gut beschützt werde, doch die steingleiche Ruhe, die ich in der Wildnis empfinde, überkam mich trotzdem nicht wirklich.

Egal, jetzt ist der Morgen da, unser Tag beginnt, wenn auch sehr gemächlich. Heute können wir uns Zeit lassen, denn noch ist nichts zu packen und wir haben den ganzen Tag zur Verfügung. Jürg und ich wollen heute einen „Stadtbummel“ in Lusaka machen, Annette will mit, Joachim muss noch ein paar Dinge bezüglich des Autos in trockene Tücher bringen. Gegen zehn Uhr machen wir uns auf den Weg, fahren über die Great East Road geradewegs in die Stadt hinein. An der Abzweigung zur Cairo Road, mitten im dichtesten Verkehrsgetümmel, stoppt Joachim den Wagen und wir steigen aus. Annette hat sich nun doch entschlossen, auf den geplanten Bummel zu verzichten. So werden Jürg und ich alleine in Lusaka ausgesetzt. Wir bringen uns erst mal auf dem Gehsteig vor all den irren Autofahrern in Sicherheit. Jürg sieht sich gerade orientierend um und ich verstaue meine Fleecejacke im Rucksack, als eine Stimme durch den Verkehrslärm tönt: „Taxi, Madame?“. Ich drehe mich um und hinter mir steht ein junger Mann, seine Hände an den Griffen einer rostigen Schubkarre. In Griffnähe ist ein handbeschriebener Karton angebracht – TAXI kann man da lesen – an der vorderen Seite der Karette sind zwei Drahtbügel befestigt, in die man als Passagier wohl seine Fersen stellen soll, die angedachte Sitzfläche ist mit Wellpappe ausgelegt.

Es gibt Momente im Leben, die sind mit einer derartigen Situationskomik behaftet, der erwartungsvolle Blick des Taxi-Schiebers gibt mir dahingehend den Rest. Kein Zweifel, dass der Typ ganz schnell einen Kumpel mit baugleichem Fahrzeug auftreiben und Jürg und mich durch Lusaka schub-karren würde, aber eben genau diese Vorstellung bringt mein Zwerchfell zum Beben – im Detail erklären kann ich das nicht. Ich kuck ihn an, dann das „Taxi“, darauf wieder ihn und schon bricht es aus mir hervor. Ein Lachanfall vom Feinsten. Es ist unhöflich, das ist mir klar, aber ich kann nichts dagegen machen! Jürg ist verwirrt, der Taxifahrer irritiert, mir hingegen laufen Lachtränen über meine Wangen. „Sorry, sorry, no“, japse ich immer wieder und versuche mich in den Griff zu kriegen. Es klappt nicht. Hilflos wedle ich mit den Armen, versuche zu erklären, dass wir lieber zu Fuß gehen würden; das Lachen tut mir schon fast weh. Dann beginnt der Betreiber dieses afrikanischen Taxis auch zu grinsen, schallend zu lachen. „Madame“, sagt er, „you are like sunshine. Enjoy Lusaka with your husband!“. Das werde ich (auch wenn Jürg nicht mein „husband“ ist) und ich bin sehr erleichtert, dass mir meine tränenreiche Unhöflichkeit nicht übelgenommen wurde.

Jürg und ich machen uns, nachdem wir die Hürde des Kreisverkehrs Calambo-/Cairo-/Great East unversehrt genommen haben, auf eigenen Füßen wacker auf den Weg, die Cairo Road runter – die wohl bekannteste, historischste Straße Lusakas. Klar, sie ist eine der Hauptdurchgang-Straßen, hier konzentriert sich das Geschäfts-Leben, ein Shop klebt am anderen, Hinterhöfe voller Business-Schilder, viel zu erkunden, aber eine Sehenwürdigkeit im klassichen Sinne ist sie nicht. Doch allein der Gehsteig ist ein Abenteuer: hier gibt es keinen Kanaldeckel, keine Kellerschachtabdeckung, die noch vorhanden wäre; knietiefe Löcher liegen offen da. Wir haben hellerlichten Tag und können uns voll auf die genickbrechenden Vertiefungen im Fußweg konzentrieren – bei Dunkelheit möchte ich hier nicht entlang tappern müssen. Doch das permanente Kucken auf die Fenster all der Geschäfte macht mir die Konzentration bezüglich der Bodenunebenheiten nicht einfach. In der Cairo Road – so denke ich – kriegt man weitestgehend alles, was einem in einer afrikanischen Hauptstadt je zu kaufen in den Sinn kommen könnte – oder vielleicht auch nicht. Klamotten, Beautybedarf, Schreibwaren, Computerzubehör, Kameraequipment, Lebensmittel, Schnickschnack, Wechselstuben, Versicherungsagenturen, Galerien, etc.

Jürg findet, aus zwingenden Gründen, Gefallen an einer Wechselstube, sucht sich diejenige aus, die ihm am meisten zusagt. Ein langwieriger Warte-Prozess steht bevor, aber er kriegt sein Geld gewechselt – in einem Laden mit offiziellen Kurs-Listen, Transaktions-Quittung und ohne über die Schultern schauende Neugierige. Ein paar hundert Meter später entdecke ich einen „Haar-Laden“; das Geschäft sieht aus, als würde es alle nur erdenklichen Beauty-Aspekte abdecken und selbige auf's detaillierteste befriedigen können. Der Laden ist nicht allzu groß, hat sortimentstechnisch Ähnlichkeit mit einer Drogerie, riecht auch so. Die Wände sind gesäumt von doppelt-mannshohen, dunkelbraunen Regalen, in denen Flaschen mit allerlei Tinkturen, Cremes, Tablettchen, Nagellacken, Haarsprays, Gurgelwässerchen und ähnlichem ausgestellt sind. Gesäumt wird das Hauptarrangement von Paketen mit Papiertaschentüchern, Babywindeln, Damenbinden, Kräutertees, Nuckelflaschen, Babynahrung, Nagelscheren, Parfumflakons, Fieberthermometern, Verbandrollen, Heftpflasterpackungen, Kühlkompressen, Haarklammern, Haarbürsten, Haarschleifchen, Haartönungen, Haarfärbemitteln, Haarteilen. Diese Konzentration auf das Thema Haar gibt mir Hoffnung, vielleicht doch noch eine Perücke erstehen zu können.

Also treten Jürg und ich beherzt in den Laden und ich trage einer Verkäuferin mein Anliegen vor. Sie sieht mich ungläubig an und fragt sicherheitshalber zweimal nach. Ja, sie hat richtig gehört: die blonde Weiße findet die Perücken der heimischen Schönen so toll, dass sie nun selbst gerne ein solches Prachtstück erwerben möchte. Das erzeugt bei allen drei Verkäuferinnen freundliche Heiterkeitsausbrüche und sie überschlagen sich, mir immer noch tollere Modelle zu präsentieren. Ich probiere gerade mein Favoriten-Teil auf, als ein Kunde den Laden betritt, der sofort von den kichernden Verkäuferinnen eingeweiht und nach seiner Meinung befragt wird. Auch der Kunde hat seine helle Freude, grinst über's ganze Gesicht und signalisiert mir mit erhobenem Daumen, dass es „great“ aussähe. Naja, great ist vielleicht etwas übertrieben, aber ich finde die Perücke auch spitzenmäßig und erzähle den Damen von meinem Vorhaben, sie zuhause am Flughafen aufzusetzen, um zu sehen, ob mein boy friend auch so erkennt. Ihren Gesichtern sehe ich deutlich die Verwunderung darüber an, dass Jürg, der mir automatisch als Ehemann zugeordnet wurde, das Geständnis über einen Zweitmann so ruhig hinnimmt. Natürlich kläre ich sie auf; ich glaube, sie wären zu gerne am Flughafen dabei...

Nach diesem Einkauf, der allen Beteiligten großen Spaß gemacht hat, setzen wir unseren Weg südwärts fort. Bald ist die Cairo Road zu Ende und noch immer haben wir kein Tourist Office entdecken können, das Jürg so gerne besuchen würde. Also überqueren wir die Straße und gehen auf der anderen Seite wieder hoch. Unsere Nachfragen in mehreren Läden bringen uns nicht weiter, keiner weiß, wo das Touristenbüro sein könnte. Erst in einem Buchladen kann man uns präzise Auskunft geben, was uns letztendlich mehr als die Hälfte der Strecke wieder nordwärts führt. Um 12.10 Uhr sind wir endlich bei der Touristeninfo angekommen, die in einer Art Arkade recht versteckt liegt – und an deren verschlossener Türe ein Schild klebt: Office hours, Saturday, 8–12. Tja, da sind wir wohl 10 Minuten zu spät gekommen. Schade, aber wir werden auch ohne professionelle Auskunft den Weg zu unserem nächsten Ziel finden, dem Kabwata Cultural Village. So ungefähr wissen wir ja, wo der Holzschnitzermarkt liegt. Also folgen wir der Cairo erneut in südliche Richtung, bis sie schließlich in die Independence Avenue mündet, auf deren andere Seite wir nun müssen.

Die Independence ist ein mehrspuriger Stadt-Highway, den man nicht überqueren kann; vielmehr muss man unter ihm durch. Ich war schon in einigen afrikanischen Großstädten zu Fuß unterwegs und habe ein recht gutes Bauchgefühl entwickelt, wo man sich, relativ gesehen, sicher fühlen kann und wo eben nicht. Angesichts der Unterführung beginnt mein bis dato stummer Bauch erstmals leise zu sprechen. Ein staubiger, unbeleuchteter Tunnel, ca. dreieinhalb Meter breit und sicher 70–80 Meter lang, von zahlreichen Fußgängern frequentiert, liegt vor uns. Ganz wohl ist mir nicht bei dem Gedanken, da durch zu gehen, doch mein Bauch hat noch kein „Stopp!“ gemeldet. Ein bisschen Vorsorge allerdings kann nicht schaden, denke ich mir. Jürg trägt seinen Rucksack auf dem Rücken, ich hänge mir den meinen vor die Brust und folge Jürg dicht auf. Wir halten uns nahe an der linken Wand und kommen rasch und ohne Zwischenfall auf der anderen Seite an, wo wir über ein paar Stufen wieder ans Sonnenlicht hinaufklettern.

Auf einem staubigen Fußweg überqueren wir nun unter uns liegende Bahngleise, an deren Rand sich ein sehr ärmlicher, aber umso lebhafterer Markt angesiedelt hat. Auf ausgelegten Kartons präsentieren hier unzählige Verkäufer die unterschiedlichsten Waren. Wir bleiben stehen, um das Treiben aus unserer Vogelperspektive eine Weile zu beobachten. Jürg beginnt seine Kamera wieder aus dem Rucksack zu kramen, weil er dieses verlockende Bild gerne festhalten möchte. „Das würde ich besser nicht tun“, meine ich noch, während ich gerade, zu meinem Rucksack hinuntergebeugt, meine Wertsachen mit der Perücke gegen eventuelle Taschendieb-Schlitz-Attacken abpolstere. Keine 5 Sekunden später höre ich ein dumpfes „Klonk“, Jürgs wütendes Schreien und sehe, was passiert ist. Einer der Marktleute hat sich gegen das Fotografiert-Werden tatkräftig gewehrt, indem er einen faustgroßen Stein nach oben geschleudert hat. Geistesgegenwärtig hat Jürg diesen mit der Hand aufgefangen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte der Stein eines der Autos, die dicht hinter uns vorbeibrausen, getroffen. Mit dem Stein in der Hand ruft Jürg wutentbrannt zum Werfer hinunter, der im Gegenzug zornige Drohungen gegen uns ausstößt. „Lass uns gehen, sofort!“, rufe ich. Den wütenden Mob, der sich zu formieren droht, können wir so gar nicht gebrauchen. Jürg sieht das Unheil ebenfalls dräuen und wir machen uns mit einem lauten „Sorry!“ rasch aus dem Staub. Puh, gerade noch einmal gut gegangen!

Erleichtert folgen wir dem Fußgängerweg, der nun langsam von der den Bahndamm überquerenden Brücke wieder nach unten führt. Jürg und ich gehen dicht nebeneinander, als sich plötzlich ein offensichtlich heftig handy-telefonierender, gut gekleideter junger Mann zwischen uns schiebt. Im Prinzip ist das keine ungewöhnliche oder gar verdächtige Situation, zumal der Mann völlig auf sein Telefongespräch konzentriert scheint und uns in keinster Weise beachtet. Trotzdem beginnt mein Bauch-Alarm zu vibirieren und, mehr oder weniger instinktiv, verlangsame ich meinen Schritt, um den Typen passieren zu lassen. Scheinbar zufällig passt dieser sich meinem Tempo an und auch, als ich erneut beschleunige, zieht er mit. Jetzt schrillt der Alarm und ich bekomme gerade noch ein „Achtung, Jürg, pass auf, die wollen klauen!“, heraus, als der Telefonierer sich schon vor uns manövriert, ein zweiter Mann Jürgs Geldbörse aus der Gesäßtasche entwendet und ein dritter versucht, meinen vorne über die Schulter hängenden Rucksack zu greifen. Es geht alles wahnsinnig schnell, aber wir kommen unglaublicherweise ebenso schnell ungeschoren wieder aus der Sache heraus. Bei meinem Ausruf hat Jürg so unverzüglich reagiert, dass er den Geldbeutelklauer am Handgelenk zu packen bekommt; ich ziehe in der selben Sekunde meinen rechten Ellbogen empor und treffe „meinen“ Dieb damit hart am Kinn. Sofort läßt dieser von meinem Rucksack ab und Jürgs Dieb ist so überrascht, dass er sich ohne Widerrede die Geldbörse wieder abnehmen läßt. Jürg tobt und schimpft wutentbrannt auf die Kleinkriminellen ein, die uns völlig verdutzt anstarren. Ich versuche Jürg zu beruhigen und zu einem raschen Ortswechsel zu bewegen. Erstens bringt das Geschrei nichts und zweitens möchte ich unter allen Umständen einen Tumult oder eine Schlägerei verhindern. Jürg bezwingt seine Erregung, die Diebe nutzen die Chance und flüchten; mit leicht zittrigen Beinen setzen wir unseren Weg fort. Hundert Meter noch und das Gewimmel wird weniger, mein Bauch-Alarm beruhigt sich wieder. Wir atmen tief durch und kämpfen uns wacker bis zur übernächsten Querstraße, der Burma Road durch. Dort besteht zumindest theoretisch die Chance, ein Taxi zu ergattern, denn, egal wie weit es noch bis zum Holzschnitzermarkt sein mag, den Rest des Weges werden wir in einem Auto zurücklegen.

Nachdem wir schon unsere Schutzengel über Gebühr strapaziert haben, bedenkt uns nun auch noch der Transport-Heilige mit seiner Gunst. Nach etwa 5 Minuten des Wartens hält ein hochoffizielles Taxi neben uns, dessen Fahrer uns sicher zum Kabwata Village bringt. Die Fahrt, zu Fuß wäre es übrigens noch ganz schön weit gewesen, nutzen wir, um etwas über die Sicherheitslage auf dem Markt in Erfahrung zu bringen. Der Taxifahrer versichert uns, es wäre ein reiner Touristenmarkt, ohne Einheimischen- und sonstiges Gewimmel und damit völlig sicher.

So ist es auch. Zwar reiht sich ein Stand an den nächsten, aber bis auf die Marktleute selbst sind wenig andere Menschen zu sehen. Genüßlich ziehen wir von Stand zu Stand, begutacheten ausführlich alle Waren, erkundigen uns hier und da nach einem Preis, halten immer wieder ein Pläuschchen. Jürg interessiert sich für gebatikte Tischdecken, die auf langen Querstangen hängend ausgestellt sind. Sofort ist die zuständige Marktdame zur Stelle und präsentiert schier unermüdlich eine Decke nach der anderen. Leider sind die, die Jürg gefallen würden allesamt zu klein, die wenigen großen hingegen treffen nicht seinen Geschmack. Die Verkäuferin bedauert es sehr, dass sie nichts Passendes offerieren kann; so gerne hätte sie eines der wirklich wunderschönen Stücke verkauft.

Mit immer noch leeren Händen bummeln wir gemütlich weiter. Die meisten Stände unterscheiden sich wenig in ihrem Sortiment; ich habe bis jetzt noch nichts entdeckt, was ich unbedingt erwerben möchte. Ein bisschen hoffte ich ja auf weitere Wire-Art-Tiere, doch die scheint es hier nicht zu geben. Nach ca. 2 Stunden haben wir fast alles inspiziert, nur ein paar kleine Buden nahe des Eingangs nicht. Und genau dort werde ich endlich fündig – zwei weitere Perlen-Geckos gehen nach zähem Handeln in meinen Besitz über. Das harte Feilschen um den Preis war auch nötig, denn ich hatte nur noch 23.000 Kwacha (zu diesem Zeitpunkt ca. 4,50 Euro). Nun ist die Kohle weg, die Kunst-Reptilien liegen weich gebettet in der Perücke und ich bin glücklich. Fast jedenfalls.

Denn auf unserem Bummel hatte ich kurz vorher noch einen Stand mit wunderschönen, geflochtenen Schalen entdeckt. So etwas wäre die perfekte Präsentations-Unterlage für meine Schotensammlung. Doch ohne Moos nix los. Jürg würde mir ja bereitwillig etwas leihen, aber mir ist da eine Idee gekommen. Von einem Kunden unserer Firma bin ich zu Weihnachten mit einer Plastik-Herren-Armbanduhr beschenkt worden. Ein typisches Werbegeschenk, nicht besonders hübsch und für mich absolut nutzlos. Diese Uhr trage ich nun schon seit 6 Wochen in meinem Rucksack mit mir herum; ich hatte sie mit nach Afrika genommen, weil ich hoffte, sie dort nutz- oder freudespendend einsetzen zu können. Eine solche Gelegenheit allerdings hatte sich nie ergeben und ich hatte die Uhr schon beinahe vergessen. Doch jetzt könnte sie doch noch nützlich sein. Ich beschließe, es einfach zu versuchen. Die Schalenverkäuferin freut sich über mein Interesse und präsentiert mir ihre unterschiedlichen Modelle, eines schöner als das andere. Eine riesige Schale, fein geflochten aus Wurzelfasern mit dezentem Muster hat es mir besonders angetan. 70.000 Kwacha soll das gute Stück kosten. Ich winke ab, erkläre, ich würde das Riesenteil ohnehin nicht im Gepäck unterbringen können, heuchle Desinteresse.

Bei jedem Gegenargument geht die Verkäuferin mit dem Preis ein bisschen herunter und preist gleichzeitig die Vorteile gerade jener Schale an. Ach, wie ich das manchmal genieße! Das Handeln folgt den immer selben Ritualen und trotzdem tut man so, als wäre das alles völlig neu und müsse überdacht werden. Nach einer halben Stunde haben die Marktfrau und ich unser Ritual abgeschlossen, der Preis steht bei 20.000 Kwacha. Ich zücke meine Geldbörse, öffne sie und konfrontiere die siegessichere Kauffrau mit meinem gespielten Entsetzen: leer, kein Geld mehr! Was machen wir jetzt? „Es tut mir so leid, ich dachte, ich hätte noch 20.000 Kwacha!“. Meine wortreichen Entschuldigungen quittiert die enttäuschte Verkäuferin mit missbilligendem Zungenschnalzen und wendet sich schulterzuckend ab. Jetzt bringe ich die Uhr als „spontane“ Idee ins Spiel. Ob sie die wohl statt des Geldes akzepieren könne? Ihre leuchtenden Augen antworten, bevor ihr Mund es tut und so besiegeln wir den Deal. Sie freut sich wie ein Schnitzel über die Uhr und ich mich ebenso über die Schale, die ich schon noch irgendwie ins Gepäck quetschen werde – stabil genug ist sie ja. Kurz kommt bei mir zwar ein Fünkchen schlechten Gewissens auf, doch das strahlende Gesicht der Marktfrau lässt es mich schnell beiseite schieben. Ein schlechtes Gewissen ist sicherlich auch nicht nötig, denn die Dame hat das Gefühl, mich über den Tisch gezogen und weit über Warenwert eingenommen zu haben. Und ich habe für mich Nutzloses investiert, um einen handgemachten Gegenstand zu erwerben, der mir noch Jahrzehnte Freude machen wird. Beide Parteien sind somit glücklich – ein Deal, wie er sein sollte!

Jürg hat die ganze Aktion amüsiert und sehr geduldig beobachtet und freut sich mit mir über den Kauferfolg – er selbst hat leider nichts gefunden. Nachdem wir nun alles gesehen haben, verlassen wir den Markt. Joachim und Annette haben angeboten, uns von jedem Ort in Lusaka wieder abzuholen, wir müßten nur anrufen. Jürg und ich wollen die beiden nicht ins Stadtinnere lotsen, wo gerade der Feierabendverkehr brandet. Also beschließen wir, ein Taxi zum Arcades Shopping Complex zu nehmen, der etwas außerhalb direkt an der Great East und somit viel näher am Pioneer Camp liegt. Gesagt, getan. Unser Fahrer ist sehr aufgeschlossen, mitteilungsfreudig und politisch extrem informiert. Mehr als bereitwillig beantwortet er auf der langen Fahrt alle neugierigen Fragen Jürgs auf’s Detaillierteste und erzählt auch Dinge, die nicht unbedingt in der Zeitung stehen. Ein ganz heißes Thema in Sambia ist momentan die Krankheit des Staatsoberhauptes. Bei einem Gipfeltreffen in Kairo, am 29. Juni, kollabierte Präsident Mwanawasa, wurde nach Paris ausgeflogen und liegt seither im Koma. Ein großer Teil der sambischen Bevölkerung macht sich tiefschürfende Sorgen hinsichtlich der weiteren Zukunft des Landes, der andere Teil hofft auf positive Änderungen durch einen Machtwechsel. Es gehen Gerüchte um, Vizepräsident Banda vertusche die Wahrheit über den wirklichen Gesundheitszustand, nur um so lange wie möglich im Amt bleiben zu können: 90 Tage nach dem Tod eines Präsidenten oder der Feststellung, er könne die Regierungsfähigkeit nie mehr erlangen, sind Neuwahlen vorgeschrieben, für die schon zwei Kandidaten (Hichilema und Miyande) hufescharrend in den Startlöchern stehen.

Unser Taxifahrer gewährt und immens interessante und sehr tiefe Einblicke in die Gedanken, die Sorgen und Hoffnungen seines Volkes und die Fahrt vergeht leider viel zu schnell. Schweren Herzens verabschieden wir uns von unserem wandelnden Newspaper und steigen auf dem bewachten Parkplatz der Shopping Mall aus. Sofort umgibt uns eine völlig andere Welt. Aufgestrapstes Jungvolk lungert vor dem Kino herum, gut gekleidete Frauen eilen mit edlen Einkaufstüten zwischen den Shops hin und her, anzug-tragende Businessmen scheinen mit ihren Handys verwachsen. Apropos Handy: wir versuchen Annette und Joachim zu erreichen, aber niemand nimmt ab. So bleibt uns noch genügend Zeit, den Buchladen zu stürmen und uns mit Fachliteratur über Insektenkunde, Astronomie, afrikanische Pilze und dergleichen einzudecken. Nach weiteren erfolglosen Anrufen lassen wir uns auf der Terrasse eines Bar-Restaurants nieder, benetzen unsere staubigen Kehlen mit einem kühlen Bier und essen eine Kleinigkeit. Immer noch haben wir keinen der beiden erreicht. Mit einem vorzüglichen Snack im Bauch, räumen wir unseren Tisch für nachfolgende Restaurantbesucher und setzen uns in die Lounge-Ecke. Von hier aus hat man einen guten Überblick, wer aller aus- und eingeht. Im Laufe der nächsten zwei Stunden füllt sich das Etablissement zusehends, eifrige Angestellte rüsten offensichtlich für einen Eventabend mit Model-Contest, künstlerischen Darbietungen und Diskothek auf. Jürg und ich sind erstaunt, wie viele sehr junge, sehr wohlhabende, sehr stylishe Partygänger sich hier versammeln, für die Geld keine Rolle zu spielen scheint. Ein krasser Gegensatz zu dem, was wir die letzten 6 Wochen und heute in Lusaka erlebt haben! Als gerade riesige Lautsprecher herbeigeschleppt werden, erreichen wir endlich Annette und Joachim, die versprechen, sich sofort auf den Weg zu machen. Bevor die monströsen Boxen in Gang gesetzt werden und der Party-Abend seinen Anfang nimmt, sitzen wir schon im Auto, auf dem Weg zum Pioneer Camp und sind nicht wirklich traurig darüber.

Am Lagerfeuer, beschützt vom Camphund, genießen wir unseren letzten gemeinsamen Abend in Sambia. Die Grillen zirpen, die Bambushecke raschelt und in dieser Nacht träume ich von meiner Reisetasche, die partout nicht zugehen will...