Holla,
was für eine Nacht! Im Zelt war es ungewöhnlich hell, denn wir
hatten Vollmond, dessen von keiner Wolke getrübter Schein,
potenziert durch die Reflexion der Pfanne, munter durch den schweren
Baumwollstoff und die Mückengaze leuchtete. Doch damit nicht genug.
Stundenlang durften wir zudem der Unterhaltung dreier Uhus lauschen,
die sich, ganz in unserer Nähe und in jammervollem Tonfall, extrem
viel zu sagen hatten. Bububu. Buuuhbubuuuh. Bubuuuhbu. Immer schön
im Wechsel; erst der mit der tiefen Stimme, dann der mit der etwas
helleren und zuletzt der Kamerad mit den geschädigten Stimmbändern,
dessen Jammerarien sehr heiser und angestrengt klangen. Als die Drei
dann endlich ihr sorgenvolles Gespräch beendet hatten, kurzfristig
friedvolle Ruhe einkehrte und wir gerade wieder am Einschlafen waren,
gesellte sich erneut ein geräuschvolles Wesen zu uns. Schnüffel,
schnauf, prust, röchel, schnupper! Unser Zelt schien immens
interessant zu sein, leider aber nur auf den Seiten, durch die wir
nicht hinaussehen konnten. Jetzt geht langsam die Sonne auf, der
Schnüffler ist, ohne dass wir ihn hätten identifizieren können,
bereits in den Tiefen der Kalahari verschwunden, und wir robben im
ersten Morgenlicht aus dem Zelt, um nach Spuren des nächtlichen
Atmers zu suchen. Gehört haben wir ihn ja überdeutlich, zu sehen
aber ist nichts. Kein verräterischer Fußabdruck, kein Häufchen –
absolut nichts. Schade! Denn gerne hätten wir gewusst, wer uns da so
überaus interessiert mit seiner inhalativen Gegenwart beehrt hatte.
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Bockkäfer |
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Der nächtliche Atmer? |
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Oryxherde mit Kindergarten |
Doch
das werden wir wohl nie erfahren. Trotzdem lassen wir uns das
Frühstück schmecken, brechen wohlgelaunt das Lager ab und machen
uns, mit großer Hoffnung auf einen abwechslungsreichen Tag, auf den
Weg zu unserem nächsten Etappenziel, der Masetleng Pan. Kaum kurven
wir aus unserem Camp heraus, blockiert auch schon ein Schakal die
Pad. Der Atmer? Wie angewurzelt steht er da und starrt uns an. Dann
geht ein Ruck durch seinen Körper, er dreht sich um und schnürt
bestimmt einen halben Kilometer leichtpfotig vor uns her, bis er
schließlich doch im dichten Gebüsch verschwindet. Kurz darauf
stoßen wir auf eine kleine Oryxherde, die einen Kindergarten mit
sich führt. Aus großen braunen Augen werden wir gemustert, als
ungefährlich eingestuft und danach einfach nicht mehr beachtet. Wir
erfreuen uns an der Unscheuheit der großen Antilopen mit der
markanten Gesichtszeichnung und deren fluffigem Nachwuchs, in dessen
Fell man auch schon deutlich die dunklen Streifen erkennen kann. Hah,
denken wir, dieser Tag fängt ja ganz hervorragend an; so darf es
weitergehen! Doch unsere Freude währt nicht lange. Das Gerumpel, das
uns bereits gestern so ermüdet hatte, geht nämlich erneut los.
Wieder holpern wir Kilometer um Kilometer durch dichtes, scheinbar
unbelebtes Buschland, Meile um Meile zerrt die ereignislose Fahrerei
mehr an unserer Konzentration und Geduld. Besonders Heinz ist
ziemlich genervt – er kann wegen des Geholpers nicht schlafen und
sich nicht, wenigstens per Traum, in die Zauberwelt der vergangenen
Tage flüchten. Und auch ich fühle eine gewisse Teilnahmslosigkeit
in mir aufsteigen. Doch bevor die lauernde Lethargie Gelegenheit
bekommt, von uns allen Besitz zu ergreifen, erreichen wir Kaa Gate,
den nördlichen Ausgang des KTP. Wir erledigen die
Auscheck-Formalitäten und sind fast dankbar für diese Abwechslung,
die uns der Papierkram bietet. Allzu rasch allerdings ist das Nötige
erledigt und erneut finden wir uns auf der Piste wieder.
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Kaa Gate |
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Brandschneise |
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Hinweisschild KD1 |
Und
jetzt, da wir den Nationalpark verlassen haben, verändert sich auch
die Landschaft. Natürlich hauptsächlich deswegen, weil hier
Menschenhand im Spiel ist. Schnurgerade zieht sich eine breite
Schneise durch das Gelände, eine gerodete Trasse bar jeglichen
Buschwerks, die im Falle eines Brandes das Überspringen der Flammen
von einer Seite auf die andere verhindern soll. Die Betonung liegt
auf soll. Ob das im Moment allerdings auch in der Praxis
funktionieren würde, können und wollen wir so nicht unterschreiben.
Denn rechts und links der sandigen Piste, die wie ein Rückgrat durch
die Mitte der Trasse führt, steht – dicht und hoch –
knochentrockenes Gras. Das würde brennen wie Zunder. Aber es brennt
ja gerade nicht. Nur das von uns so geliebte Gras ist leider erneut
omnipräsent, behindert unsere Sicht und, mit Verlaub, ödet uns
wirklich an. Stoisch, ja gelangweilt, juckeln wir dahin, machen hin
und wieder eine kleine Pause, steigen aus, sehen nichts, steigen
wieder ein, fahren weiter. Lange schon haben wir das KD1, eine
Wildlife Management Area erreicht, als sich endlich wieder ein wenig
Leben vor uns zeigt. Es ist eine Straußenfamilie, die durch das Gras
der Schneise schreitet. Mama, Papa und fünf Kinder. Die kleine
Familie fühlt sich durch unser herannahendes Auto bedroht und tut
nun etwas, was jeglicher (menschlichen) Logik entbehrt: auf der
Flucht vor uns und unserem Blechungetüm sausen die Laufvögel auf
die hindernisfreie Fahrspur – in der verständlichen, aber völlig
widersinnigen Hoffnung, sich dort möglichst schnell vor uns in
Sicherheit bringen zu können. Natürlich geht der Plan nicht auf.
Panisch rennen die Tiere vor uns her. Fahren wir langsamer,
entspannen sie sich ein wenig, geben wir Gas, werden auch sie
schneller, halten wir an, bleiben sie ebenfalls stehen. Gerne würden
wir sie dazu animieren, die Fahrspur zu verlassen, bleiben den Vögeln
deshalb auf den Fersen, aber sie weichen nicht einen Meter zur Seite.
Wir sind ratlos. Irgendetwas muss passieren, zumal das kleinste der
Straußenkinder immer weiter zurückbleibt, mehrmals strauchelt und,
der weit geöffnete Schnabel zeigt es deutlich, bereits völlig außer
Puste ist. Wir drosseln gerade unser Tempo, um dem Nesthäkchen
Gelegenheit zum Aufschließen zu geben, als das Muttertier plötzlich
nach rechts ausbricht und in den Büschen verschwindet. Papa Strauß
folgt ihr kurz darauf, während die Jungen kopflos weiterrennen. Wir
stoppen, die Kleinen kommen zur Besinnung, orientieren sich kurz und
folgen schließlich ihren flüchtigen Eltern in den Schutz des
Gestrüpps.
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Das keuchende Nesthäkchen |
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Mama und Papa sausen |
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Papa macht die Biege |
Erst
als auch der letzte Jungvogel, der keuchende Winzling, sich wieder im
sicheren Schoße seiner Familie befindet, setzen auch wir beruhigt
und erleichtert unseren Weg fort. Gefühlte Stunden später, nach
weiterem end- und ereignislosem Gerumpel, geht die Sandpiste der
Feuertrasse urplötzlich zu Ende und mündet in eine staubige
Schotterstraße, die uns nun weiter Richtung Nordwesten lenkt.
Heissa, was für ein Gefühl! Das elende Wellblech, das uns so lange
durchgerüttelt hatte, weicht hier einem fast asphaltähnlichen,
feinen Kiesbelag und wie beflügelt brettern wir einige Kilometer auf
dieser Himmelspiste so dahin. Bald aber verebbt die anfängliche
Begeisterung, denn diese Pad ist eben auch nur schnurgerade und
ereignislos. Zeit, mal eine Pause einzulegen. Doch sogar die bringt
wenig Abwechslung, sodass wir uns bald erneut in unseren fahrbaren
Untersatz schlichten und weiterdüsen. Eine gewisse Vorfreude jedoch
erfüllt mich trotzdem, denn, laut Karte, werden wir bald die Western
Woodlands erreichen. Das ist ein Landstrich inmitten der Kalahari,
der mich im Jahre 2007 mit seiner landschaftlichen Andersartigkeit
völlig in seinen Bann gezogen hatte. Eine weite, goldgrasige Ebene,
bestanden mit relativ hochstämmigen, unterwuchsfreien Bäumen,
unterbricht hier das struppige Buschland und verzauberte mich damals
mit seiner fast feenländischen Ausstrahlung.
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Hübscher Wegelagerer |
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Stichst du? |
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Der Zauberwald ohne Zauber |
Nicht
lange, und wir sind tatsächlich da. Doch meine erwartete Verzückung
will sich nicht einstellen. Hier hat sich nichts zwar verändert, es
sieht genau so aus wie vor vier Jahren, dennoch ergreift es mich
diesmal nicht, der Zauber bleibt aus. Auch Heinz, dem ich in höchsten
Tönen von diesem Märchenwald vorgeschwärmt hatte, empfängt den
Funken nicht. Fragend sieht er mich an. Ich zucke enttäuscht die
Schultern, weiß es nicht zu erklären. Im Nachhinein aber scheint es
klar. Schon im Deutschunterricht lernt man, was ein Spannungsbogen
ist und wie er sich aufbaut: These, Antithese, retardierendes Moment,
Klimax, Synthese. Nach diesen Kriterien sollte man auch eine
Reiseroute planen. Langsam einsteigen, Kontrapunkte setzen,
verweilen, den Höhepunkt ansteuern und gleich danach –
heimfliegen. Doch daran haben wir uns heuer nicht wirklich gehalten
und uns leider das retardierende Moment für den Schluss der Reise
aufgehoben. Und jetzt haben wir, wie der Bayer sagt, den Dreck im
Schachterl. Sprich, wir sind fast am Ende unserer Tour und der
Höhepunkt liegt bereits eine Weile hinter uns, weshalb uns die arme
Kalahari nun etwas langweilt. Dabei kann sie ja gar nichts dafür.
Doch wie dem auch sein, wir müssen da durch und einfach das Beste
daraus machen.
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Die Gravelroad nach Ngwatle |
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Empfangskommittee |
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Ngwatle City |
Also,
Kopf hoch, Augen geradeaus und das Wenige, das sich uns darbietet,
aufsaugen. Leicht gesagt, mühevoll getan. Wenig später, wir sind
schon wieder ins übliche Buschland abgetaucht, erreichen wir
Ngwatle. Ein winziges Dorf in den unendlichen Weiten der Kalahari und
eine der insgesamt drei Communities, die das KD1 managen. Hier kommen
recht selten Touristen vorbei und so ist es kein Wunder, dass uns
sogleich ganze Heerscharen nackter Kinder entgegengesprungen kommen.
Kreischend und lachend geleiten sie uns durch das Dorf, wo wir das
Gebäude suchen, in dem wir unsere Übernachtungsgebühr entrichten
können. Und obwohl kein Schild das gesuchte Office, das eigentlich
ein Wohnhaus ist, kennzeichnet, so finden wir es beinahe sofort: es
ist das einzige ziegelgemauerte Bauwerk weit und breit. Wie auch bei
uns, ist hier die Stellung der jeweiligen Bewohner innerhalb der
Siedlungshierarchie sofort zu erkennen. Die uns bekannten
Immobilientypen Hochhaus, Reihenhaus, Einfamilienhaus, Villa (grob
vereinfacht), sehen hier zwar deutlich anders aus, tun aber ebenso
offensichtlich kund, wer Geld und was zu sagen hat und wer nicht –
vielleicht sogar noch deutlicher, als das in unserer Heimat
ersichtlich ist. Runde Lehmhütten, mit Brettern verstärkte eckige
Lehmhütten, Wellblechschuppen; so ist die Staffelung in Ngwatle. Der
Ziegelbau entspricht in diesem Falle der Villa; dort sollten, nach
Adam Riese, wichtige, tonangebende Menschen wohnen. Und richtig!
Sofort schreitet uns die Dame des Hauses entgegen – die Kinder
halten respektvollen Abstand – und kassiert uns ab, bevor wir,
begleitet von freundlichen Wünschen und quiekenden Kindern, erneut
ins unbewohnte Buschland entlassen werden.
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Eckiges Lehmhaus |
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Sogar mit Anbau! |
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Runde Hütte |
Ein
paar hundert Meter weiter, die Richtung haben das GPS, unsere
Erinnerung und die Fahrspur vorgegeben, stehen wir plötzlich vor
einer riesigen Blechtenne, an der mehrere junge Männer eifrig bauen.
Der Weg allerdings ist hier zu Ende. Wir fragen uns bei den
Baumeistern durch und filtern aus dem typisch afrikanischen Fächer
unterschiedlicher Informationen heraus, wie wir zur Masetleng Pan
kommen: zirka dreissig Meter zurück, am Schild rechts, um den
Schuppen herum und dann immer der Fahrspur nach. Aha. Den Anweisungen
folgend, kehren wir um, sehen tatsächlich ein Schild. Masetlheng, 18
Kilometer, steht darauf geschrieben, völlig verwittert, kaum noch
lesbar. Doch wenn man weiß, was draufsteht, fügt es das Gehirn
schon zu einigermaßen leserlichen Buchstaben zusammen. Deutlich
anders sieht es da mit der angekündigten Fahrspur aus. Sie ist
gekennzeichnet durch hohes Gras, das in ansatzweise ahnbarem
Reifenabstand eben dort etwas kürzer ist, wenn auch nur
unwesentlich. Jetzt, in dieser Situation, wäre ein schnurgerader
Streckenverlauf mal echt hilfreich, aber natürlich zieht sich die
Graspiste in sich windenden Kurven durch unübersichtlichen Busch.
Mit nicht viel mehr als fünf bis zehn Stundenkilometern tasten wir
uns tapfer durch den dichten Bewuchs, holpern über gefährlich
tiefe, große Erdlöcher hinweg, bevor wir am späten Nachmittag
wirklich und wahrhaftig da landen, wo wir hin wollten. Masetleng Pan
liegt vor uns! Eine wunderschöne, weitläufige Salzpfanne, im
Zentrum vegetationslos, dafür aber bevölkert von hunderten von
Springböcken.
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"Ganz wichtiges" Haus |
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Kaum noch lesbar |
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"Wichtiges" Haus |
Erleichtert
über unsere Ankunft und angetan von dem, was wir sehen, halten wir
an, springen aus dem Auto und atmen erst mal tief durch. Die
Springböcke blicken derweil aufmerksam zu uns herüber. Ganz
willkommen sind wir ihnen wohl nicht, denn der größte Teil der
Tiere zeigt deutliche Absentierungstendenzen. Nein, es ist keine
wilde Flucht, sie verfallen nicht in panischen Galopp, sondern
gestalten ihre Distanzgewinnung durchaus unauffällig: wie
angelegentlich schlendern sie langsam ans andere Ende der Pfanne,
nehmen hier und da noch einen Grashalm-Snack, lassen uns dabei aber
nie aus den Augen. Irgendwann erscheint ihnen der erreichte Abstand
zu uns groß genug und sie bleiben wieder entspannt zum Grasen
stehen. Wie weiß-braune Stecknadelköpfe dekorieren sie nun den
südlichen Pfannenrand, sind kaum noch als einzelne Individuen zu
erkennen. Annette und Jochen bedauern das sehr, Heinz und ich
hingegen haben uns lange schon anderen, ebenfalls winzigen Kleinodien
der Kalahari zugewandt und fotografieren eifrig die Flora der flachen
Pfannenränder. Aufgrund der schwierigen und äußerst speziellen
Bodenverhältnisse im äußeren Vegetationsgürtel von Salzpfannen
überleben hier nur sehr zähe, extrem tolerante Pflanzen, die mit
den zur Verfügung stehenden Ressourcen haushalten müssen. Oft
bilden sie deshalb, quasi als Sparmaßnahme, nur kleine Blüten aus.
Doch auch diese sind, bei näherem Hinsehen, wunderschön! Kleine
weiße Heliotropium-Sternchen, fragile Xenostegia-Kelche, blau-weiß
gestreifte Aptosimumblütchen, zartrosa Ipomoeas, gelbe, fünfpetalige
Sebaeas, magentafarbene Gisekias und, und, und. Toll! Diese Flora
ist, im wahrsten Sinne des Wortes, eine winzige Entschädigung für
einen weitestgehend drögen Fahrtag und versöhnt uns wieder ein
bisschen mit der armen, unschuldigen Kalahari.
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Gisekia africana |
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Xenostegia tridentata |
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Exochaenium grande |
Doch,
so schön unser Standort gerade auch ist, langsam sollten wir uns
wieder auf den Weg machen und einen Lagerplatz für heute Nacht
suchen. Es soll hier ja eine Campsite geben – die haben wir zwar
schon vor vier Jahren vergeblich gesucht und stattdessen unsere Zelte
am südlichen Pfannenrand aufgeschlagen, da, wo jetzt die Springböcke
stehen. Heuer allerdings ist die Vegetation sehr viel dichter und
unser ehemaliges Nachtquartier von strotzend grünen Pflanzenpolstern
bewachsen, die wir auf keinen Fall beschädigen möchten. Also machen
wir uns erneut auf die Suche nach der ominösen Campsite. Doch wie
auch damals schon umkurven wir wieder die nördliche Seite der Pan,
stoßen auf einer kleinen Anhöhe abermals auf das verwitterte
Camp-Hinweisschild – und landen, déjà-vu-mäßig, im
dichtgrasigen Nichts. Verdammt, das Schild zeigte eindeutig in diese
Richtung, genau hierher, aber die Fahrspur endet im Nichts und es ist
beim besten Willen keine Campsite zu erkennen. Trotzdem fahren weiter
durch den Dschungel der Halme, so lange, bis zwei große Bäume
unserem Fortkommen ein abruptes Ende setzen. Na gut, dann schlagen
wir eben hier unser Nachtlager auf! Das jedoch ist schneller gesagt
als getan: wenn nämlich unsere Zelte einigermaßen gut stehen sollen
und wir nicht die ganze Pfanne abfackeln wollen, müssen wir zuerst
das trockene Gras großflächig eliminieren. Seufzend roden wir also
zunächst zwei kleinere Areale für die Zelte und ein sehr
ausgedehntes fürs Lagerfeuer, bevor wir uns wohnlich einrichten.
Während Heinz im Anschluss noch zwei En-suite-Klolöcher direkt
neben den Zelten gräbt, bauen Annette und ich das Küchenequipment
auf und Jochen macht sich auf die Suche nach Brennholz. Mit ein paar
armdicken Baumteilen kehrt er wieder – dennoch erkennbar
unzufrieden – erspäht dann aber den mächtigen, dürren Ast, der
in gut zweieinhalb Metern Höhe genau die Stelle überragt, unter der
wir Frauen am Tisch sitzen und Vorbereitungen für das Abendessen
treffen. Mit offenen Mündern beobachten wir ungläubig, wie sich
Jochen mit der Axt auf den Baum schwingt und an besagtem Ast zu
schaffen macht und Heinz, voller guter Absichten, sich als Gewicht
daran hängt, mit den Beinen fast über unserem Essplatz baumelnd.
„Aber sonst ist alles okay mit euch, ja?!?“ „Wir brauchen
Holz!“, keucht Jochen und hackt unverdrossen auf den Ast ein.
Kopfschüttelnd versetzen Annette und ich den Tisch ein paar Meter
nach hinten, um das Tun unserer Männer fernab der Gefahrenzone
skeptisch weiter beobachten zu können. Der Ast jedoch ist
widerspenstig, die Axt stumpf und Heinz definitiv zu leicht, um die
Demontage des Brennmaterials entscheidend voranzutreiben. Als sich
nach einer Viertelstunde immer noch nichts bewegen will, klettert
Jochen schließlich entnervt vom Baum. „Schweres Gerät muss her!“,
schnaubt er und hechtet zum Auto, um die Abschleppschlinge
hervorzuholen. „Nein, halt, hallo, ihr spinnt wohl!“,
intervenieren wir, „Wir brauchen doch keinen Scheiterhaufen, um
unsere vier Steaks zu braten! Schluss jetzt!“ Unser Machtwort zeigt
erstaunlicherweise tatsächlich Wirkung, Jochen lässt von seinem
Vorhaben ab – wenn auch nicht gerne, so doch wenigstens einsichtig
–, Heinz hüpft mit zerschundenen Händen auf den Boden und Minuten
später lodert ein gemütliches Feuer durchaus akzeptabler Größe in
der dafür vorgesehenen Sandkuhle.
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Dieser "Weg" führt zum Ziel |
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Masetleng Pan |
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Springbockherde |
Wohlig
wärmen wir uns an dessen Flammen, lauschen den Geräuschen der
Nacht, beobachten den sich immer mehr bedeckenden Sternenhimmel und
das Entstehen eines recht befriedigenden Haufens glühender
Holzkohle, dem wir schließlich unser Fleisch nebst diverser
Maiskolben anvertrauen. Ein Dinner voller Aromen rundet diesen, für
unser Empfinden doch recht geschmacksneutralen, Tag versöhnlich ab.
Weniger versöhnlich hingegen geleitet uns bald danach ein kühler
Nieselregen in die Zelte. Mhm, da aber ist es richtig kuschelig und
trocken. Leise hauchen die kleinen Tropfen ihren Schall in die
wolkenverhangene Dunkelheit, ein letztes Mal für diesen Urlaub –
das wird uns erst jetzt richtig bewusst – umfängt uns die
tröstende Abgeschiedenheit, die wohltuende Wildnis, das warm
pochende Herz Afrikas in seiner reinsten, menschenleeren Form. Eng
kuscheln wir uns aneinander, um noch einmal diesen Zauber in uns
aufzusaugen; bald aber lullt uns die heimelige Geräuschkulisse
derart ein, dass wir rasch in Morpheus ausgebreitete Arme sinken und
einschlafen.
Weitere Sichtungen des Tages:
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Tribulus zeyheri |
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Blattwanze |
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Aufbau des Essensplatzes |
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Masetleng Pan |
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Ferne Springböcke |
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Lageridylle |
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Schneck gräbt unser Klo |
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Blick auf die Pfanne |
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Xenostegia tridentata |
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Heliotropium sp. |
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Senna italica |
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Aptosimum albomarginatum |
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